Hans Fallada – Autor der Moderne

Als ich 1982 an der Freien Universität Berlin-Dahlem im Fachbereich Germanistik studierte, fanden sich in der Unibibliothek gerade mal drei Bücher von Fallada. Als ich meine Examensarbeit über „Jeder stirbt für sich allein“ schreiben wollte, sprachen die Professoren abfällig von Trivialliteratur. Begründung: Seine hohen Verkaufszahlen, sein verständliches Schreiben. Ich kannte schon mit 20 Jahren das gesamte Werk von ihm und hielt ihn für einen Schriftsteller von großer Bedeutung. Mich faszinierte seine uneingeschränkte Sympathie für die Kinder, Jugendlichen, Schwachen, Armen und Verlierer, seine leichte Ironie, seine durchgehende Kritik an autoritären Strukturen, seine packenden Dialoge und seine episch breite Erzählweise, in die man wie in eine ganze Welt eintauchen konnte. Ich hielt ihn schon damals für einen großen Autor der Moderne, einen, der Zeitgeschichte für alle und doch gegen den Strom erzählt hat. Oft wurde Hans Fallada nicht etwa seine gutbürgerliche Herkunft, wohl aber sein Scheitern daran vorgeworfen, er sei selber ein „kleiner Mann“ hieß es und dass man sich ernsthaft mit seiner Kunst beschäftigt, schien anrüchig. Heute ist die Zeit über dieserlei Fehlurteile hinweg gegangen, schließlich wirft heute keiner Mozart sein bürgerliches Scheitern, Balzac seine finanziellen Fehlhandlungen, Kafka seinen Autismus und Brecht seine Frauengeschichten vor. Jedoch konnte noch vor 10 Jahren ein einfacher Psychiater Hans Fallada über seine Krankengeschichte definieren. Er sei ein „konstitutionell psychopathologisch“ erkrankter Mensch gewesen, schrieb er, was soviel bedeutet, wie erblich bedingt krank, und niemand protestierte. Niemand kritisierte, dass er hier Begriffe der NS-Medizin-Terminologie unkritisch und ohne Anführungszeichen in einem heutigen literarischen Fachbuch als Verhaltens-Zuschreibungen eines weltberühmten Autoren postuliert wurden. Doch es hilft nicht, Falladas Werk wird gelesen, in Deutschland und auf der ganzen Welt. Es ist interessant, auch die Biografie eines Dichters zu lesen und dadurch zu erfahren, dass er ein ganz normaler Mensch war, mit Stärken und Schwächen und in welchen Situationen er zum Schreiben gekommen ist, aber wenn es an das Werk geht, so tun wir gut daran, es von seiner seiner Kunst, Wahrheit abzubilden, seiner Fähigkeit packende mitreißende Geschichten zu erzählen, seiner Fähigkeit Allgemeinmenschliches beizutragen, von seiner Nützlichkeit für den Leser, (hilft es ihm die Welt besser zu ertragen?) her zu beurteilen.

Ich beteilige mich mit unregelmäßigen Lesungen aus Falladas Werken und dem Schreiben von Fachaufsätzen daran, diesen Dichter lebendig zu erhalten und bin in der Hans-Fallada-Gesellschaft mit anderen dabei, immer weitere neuere Forschungsaspekte und Archivfunde der Öffentlichkeit vorzustellen.

Ich lese aus Kurzgeschichten und Kindergeschichten des Dichters Hans Fallada, habe drei Programme zur Auswahl und freie Termine ab Juni 2025, anmelden über: anjairinaroehl@gmail.com

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