Die Zeit ist reif – zur Pädophiliedebatte

Originalartikel im STERN am 6.Mai 2010, dazu auch noch hier

Einen der wichtigsten Männer, der offen die Pädophilie propagiert hat, habe ich in der eigenen Familie gehabt, er hieß Klaus Rainer Röhl und war mein Vater. Er lebt auch noch, aber der Satz: „Er ist mein Vater“ will mir nicht über die Lippen.

Schon als ich noch sehr klein war, lange bevor ich in die Pubertät kam, hat er mir immer gesagt, welch eine sinnliche und erotische Haut doch Kinder hätten, „ganz im Gegensatz zu Frauen jenseits des 13. Lebensjahres“. Nur Kinder bis zum 13. Lebensjahr seien für ihn überhaupt erotisch anziehend. Dazu hat er gelacht und seine Späße mit mir getrieben, er „batschte“ mich zb auf die Wangen und batschte scheinbar ebenso ziellos auf die Oberschenkel, beides meist bis zur Schmerzgrenze, bis ich nämlich sagte: Hör auf, Pappi, es tut weh. Daraufhin erfolgte die Antwort, dass ich mich nicht so anstellen solle, denn „ein deutsches Mädchen“ weine nicht.

Er verriet mir ebenso früh auch, dass er mich schon auf dem Wickeltisch erotisch gefunden hätte und setzte mir auch des Öfteren seine Theorie auseinander, dass junge Mädchen besser durch ältere, erfahrenere Männer defloriert werden sollten, da die jüngeren sich meist zu ungeschickt anstellen würden. Nun mag es merkwürdig anmuten, dass Begriffe wie erotisch, deflorieren, sinnlich usw. überhaupt offen und an Kinder gewandt diskutiert werden, aber das gehörte wohl zum Spiel, in das wir Kinder verfangen wurden, damit wir es nie anders als normal empfinden sollten, was da geschah.

Schon mit sieben, acht und neun Jahren zeigte er mir regelmäßig Massen von erotischen Fotos, die er für die Zeitung auswählen wollte, erklärte mir dazu, dass es vor allem darauf ankam, dass die Mädchen jung aussähen, unschuldig und verschämt, da das am besten bei den Lesern ankäme.

In Urlauben nahm er mich, von meinem fünften Lebensjahr an, erinnere ich das erst, an die Hand und ging mit mir „Frauen ausgucken“, auch da war ihm immer wichtigstes Kriterium die Jugendlichkeit, ich dürfte „mitbestimmen“, welche am „sinnlichsten“ sei, obgleich, wie gesagt, sie natürlich gegen Mädchen vor dem 13. Lebensjahr nie ankämen, die eben einfach die sinnlichste Haut hätten, da sie noch nicht geküsst, noch nicht geweckt worden seien und daher einfach die stärkste Verführungskraft besäßen, was sie auch wüssten, natürlich.

Als ich 14 Jahre alt war, nahm er in meinem unmittelbaren Beisein eine Beziehung zu einer 16-jährigen Jugendlichen auf, obgleich er damals eine feste Freundin in Köln und zwei lockerere in Hamburg besaß.

Meine beiden Tanten sind schon ab 1955, im Alter von 12 und 14 Jahren, als sie wochenends in die Studentenbude meiner Eltern von ihrer Mutter, meiner Großmutter mütterlicherseits, zum Aufräumen, wegen dem kleinen Baby, also mir, hingeschickt wurden, von meinem Vater mit ähnlichen Sprüchen traktiert und noch dazu auch, wie aus Versehen, an Busen und Körper berührt worden. Die Berührungen und Anspielungen geschahen sogar vor den Augen meiner Mutter, als Witz verbrämt. Das Besondere dabei lag in der Mischung zwischen einerseits begehrenden, also schwärmenden Sätzen, andererseits abwertenden und demütigenden Sätzen. Ich selbst habe, als meine Tanten längst erwachsen waren, ausnahmslos abwertende Sätze über diese aus dem Munde meines Vaters zu hören bekommen, wie zB. dass sie nie den Kopf hochgehoben hätten beim Gehen und er ihnen das immer gesagt hätte, dass sie nämlich dadurch einen krummen Rücken bekommen würden, dass sie eben dadurch und inzwischen hässlich, graue Mäuse, unattraktiv seien und deshalb auch ebenso hässliche und unattraktive Männer „abgekriegt“ hätten. Ähnliches hat sich später bei meinen Geschwistern und mir wiederholt, während er mich als Kind sehr stark umschmeichelte, hat er mich „jenseits des 14. Lebensjahres“ meinen Geschwistern, aber auch anderen Leuten gegenüber, in starkem Maße abgewertet. Dies vor allem in sexistischer Weise, also äußerlich, ich zu schmale Lippen,  fettige Haare, dicke Beine, eben unattraktiv usw.

Mit fünf Jahren war ich mit meinem Vater für 14 Tage in einem Winterurlaub. Wir teilten in Urlauben ein Doppelbett im Hotelzimmer. Nachdem es um einen Palatschinken und anschließende Bauchschmerzen zu einem heftigen und lauten Streit in eben diesem Zimmer gekommen war, wobei er mir vorwarf, ich hätte mein Erbrechen in Folge selbst provoziert, durch zu viel Palatschinkenessen, ich daraufhin in Tränen ausbrach, umarmte er mich, schluchzte in meinen Armen, bezeichnete sich als Arschloch und bat mich vehement um Verzeihung. Im weiteren Verlauf dieser „Verzeihungssituation“ nannte er mich „seine einzige Frau“, „seine Liebste und das Allerletzte, was ihm noch geblieben sei“, so dass er mir unbändig leid tat. Er bat mich dann unter dem Vorwand des Nachmittagsschlafes und des Vertragens in unser großes Bett und drängte sich, erst als ich beinahe schlief, von hinten an mich heran und machte dort etwas, was mich ratlos und mir Angst machte, gleichzeitig gab er stöhnende, beinahe keuchende Laute von sich, die machten mir noch mehr Angst. Was hatte er? Er tat mir leid. Später begriff ich.

Mein Vater ging, in mit Absicht falsch verstandenem Freudismus, wie er häufig kund tat, auch vor Zeugen, davon aus, dass Mädchen gern ihre Väter verführen würden und sich also des Begehrens, dass sie auslösten, sehr wohl bewusst seien. Er nannte Mädchen zwischen fünf und 12 „kleine Lolitas“ und bezeichnete sie als „kokett“ und „gerissen“. Er sagte solche Dinge in meinem Beisein schon zu Zweijährigen und bezeichnete in meiner Gegenwart meine kleine Halbschwester Bettina des Öfteren als das „sinnlichste Baby, was er je kennen gelernt habe“.

Mein Vater war ein quicklebendiger Quatschmacher und konnte mich und auch andere Kinder schnell zu Spielen begeistern, so eroberte er sich im Handumdrehen Vertrauen, Liebe und  Zuneigung. Hatte er die aber, schien sie ihm schnell lästig zu werden, denn er provozierte Streits, wie mit Erwachsenen, denen dann die immer gleichen sentimentalen Verzeihungsrituale folgten. Bei diesen Verzeihungsritualen nahm er mich, aber ich sah das auch bei anderen, auf den Schoß, krümmte sich zusammen, weinte und schluchzte und drückte einen irgendwie unmerklich, hielt einen fest. Da machte was Angst. Er wirkte dann wie weggetreten.

Ich kann es nicht zählen, wie häufig er mir gegenüber zwischen meinem 5. und meinem 13. Lebensjahr (er hielt sich an seine Vorgaben und ließ mich nach meinem 14. Lebensjahr in Ruhe) nach solchen Streits davon sprach, was für ein Arschloch und wie abgrundtief schlecht er sei, nicht ohne mich dabei heftig zu umarmen, schluchzend zu umklammern, zu streicheln und davon zu sprechen, dass ich „die einzige Frau (!) sei, die er lieben würde“.

Ich war 12 Jahre alt, er saß mit einer, wie er mir vorher erklärt hatte, „abgelegten Liebsten“ in seinem Wohnzimmer, Liebeslieder tönten aus dem Plattenspieler, Kerzenschein war entzündet, auf der Couch wollte er ihr gerade näher kommen, ich sah schon seine Hände auf ihrer Brust, da stieß ich, aus Angst zu stören, gegen eine Lampe und bekam einen elektrischen Schlag. Mein anschließendes Schreien veranlasste ihn zu einem Wutanfall, in dessen Verlauf er sehr laut und beleidigend wurde. Ich lief weinend nach oben, in eine der Dachkammern, in denen ich damals manchmal dort schlief, und es dauerte nicht lange, so kam er hinterher.

Mich ergriff die Angst schon, als ich nur seine Schritte auf der Treppe hörte. Er trat ein und sagte, H. hätte ihn geschickt, er sei ungerecht gewesen und solle sich doch mit mir wieder vertragen. Das wolle er jetzt tun. Mit diesen Worten kam er im dunklen Zimmer näher, setzte sich an meinen Bettrand, begann zu stammeln, dass es ihm leid tue. Es war merkwürdig, wenn ihm etwas leid tat, dann muss das unmittelbar seine Sexualität angefacht haben, denn er beteuerte es nun immer heftiger, immer vehementer, und steigerte sich so sehr hinein, dass er bald wieder davon sprach, dass er ein Arschloch sei, ich ihm verzeihen sollte, bitte, bitte, doch verzeihen sollte! Die Heftigkeit machte ihn scheinbar unruhig und er fuchtelte mit den Händen herum und wusste nicht wohin mit ihnen, in der ganzen Zeit starb ich vor Angst und lag da wie kataton. Es kam dann ganz plötzlich. Blitzschnell fuhr er mit seinen Händen unter die Bettdecke und streichelte meine noch kaum sich aus meinem Körper erhebenden Brüste.

Er wurde dadurch ruhiger. Ich lag da wie tot. Er sprach weiter von seiner Schlechtigkeit und der Verzeihung, die ich doch gewähren sollte und tat, als passiere nichts Besonderes. Es dauerte lange, bis er endlich von mir abließ, während der ganzen Zeit hatte mich eine gigantische Angst im Griff. Gepaart mit Scham, dachte ich nur daran, dass das, was ich eben erlebt hatte, nie jemand erfahren dürfte. Das darf nie jemand erfahren, sagte ich im Geiste vor mich hin. Als er raus ging, fürchtete ich noch nach Stunden, dass er zurückkäme. Ihm einWort zu sagen, etwa: Nein, oder hör auf, war mir schlechterdings nicht möglich gewesen und es war mir auch klar, dass es mir nie möglich sein würde.

Die ganze Nacht lag ich wach, verfolgt von dem Gedanken, wie ich ihm am nächsten Morgen würde gegenübertreten können, etwa beim Frühstück. Am liebsten wäre ich für immer in die Matratze versunken. Ich kam mir schlimmer als eine Mörderin vor.

Unter dem Vorwand, mir vorzumachen, wie es sich anfühle, auf den Mund geküsst zu werden, hat er sich mir, als ich 14 Jahre alt war, noch ein letztes Mal in einer Mondnacht an einer Mole, genähert. Er erklärte mir, wie wichtig es sei, den Mund dabei erst allmählich zu öffnen, dann sei es spannender. Als er es auf meinem Mund vormachte, mir dabei die Zunge vorsichtig in den Mund schob, hatte ich das Gefühl, ein kaltes Stück Eisen schraube sich mir in den Mund und es schüttelte mich vor Ekel und Scham.

Wenn ich in späteren Zeiten meinen Vater zufällig mit einem Kleinkind auf dem Schoß antraf, er nahm öfter die Kinder seiner Freundinnen auf den Schoß, spielte mit ihnen Hoppareiter u.ä., dann würgte es mich jedes Mal im Hals.

Man könnte dies als einen „sanften Missbrauch“ bezeichnen. Ich überlasse es gern anderen, für das, was mir passiert ist, den passenden Begriff zu finden. In einem bekannten Missbrauchs-Buch wird der Fall einer erwachsenen Frau dokumentiert, deren Vater ein sehr liebenswerter Mensch war und deren gemeinsames Verhältnis von einer ungeheuren Vertraulichkeit geprägt war. Sie war das absolute Lieblingskind, fühlte sich von ihm geliebt wie von keinem anderen auf der Welt und als er sie mit 12 Jahren deflorierte, ging das durchaus zärtlich für beide Seiten zu. Auf den ersten Freund mit 17 reagierte der Vater dann  zwar eifersüchtig, integrierte ihn schließlich aber als Ehemann in die Familienidylle, lediglich verlangte er ständige Besuche und Treuebeweise. Als der Ehemann dann aufgrund unterbewusster Spuren des Erlebnisses in den Träumen seiner Ehefrau das Ganze herausbekam und drohte den Vater anzuzeigen, ging die brave Tochter in den Keller, holte ein Beil und schlug es dem Ehemann über den Kopf.  Erst zehn Jahre später, in einer sogenannten täterbegleitenden Therapie kam die Sache heraus und wurde damit auch der Tochter erschreckend bewusst, die es ihrem Vater bei einem Ausgang dann auf den Kopf zusagte. Zitternd stand da dann ein Mann vor ihr, der kein Wort der Entschuldigung für sie fand, aber ängstlich darum bat, diese „Sache“ auf keinen Fall „der Mutter“ zu erzählen.

Wir denken bei Missbrauch meist an Drohungen, Strafen und Gewalt, in Wirklichkeit ist es oft komplizierter.  Das Opfer wird vorher durch Zärtlichkeit und Liebe abhängig und gefügig gemacht. Je sanfter es sich abspielt, aber, und in je stärkerem Maße in scheinbarem Einklang mit dem Opfer, je stärker scheint das Opfer einer lebenslangen Prägung zum Stillschweigen, zur Verleugnung, zur Identifikation womöglich, wenn nicht gar zur Idealisierung des Täters als des ewig zu suchenden Geliebten, zu unterliegen. Ja, sogar das Unterbewusstsein spielt mit und verdrängt die Erlebnisse, verschiebt die Wut auf andere, trägt Schuld ausschließlich auf die eigene Person zusammen und dieser Mensch ist so in höchstem Maße an Leib und Seele beschädigt.

Es wird dieser Tage die „Pädophilie der Linken“ (TAZ v. 22.4.10) diskutiert, in Zusammenhang mit der Odenwaldschule und den Indianerkommunen ist es wichtig geworden, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Dort wird diese Pädophilie mit der Idee der „sexuellen Befreiung“ in ursächlichen Zusammenhang gebracht. Ich glaube, dass dies nur die Begleitumstände waren und andere Ursachen eine wesentlich größere Rolle spielten und spielen.

Mein Vater ist mit 14 Jahren in den Krieg gepresst worden, er hat als Kind eine Erziehung zu Härte und Kruppstahl durch permanentes Demütigen und Verprügeln erlebt, kann es sein, dass sein Frauenbild, die häufige Benutzung seines Lieblingsschimpfwortes „Nutte“ zu Frauen und Mädchen, seine Neigung hilf- und schutzlosen Kindern, in Verbindung zu masochistischen Verzeihungsritualien nach Wut- und Gewaltexzessen in dessen Verlauf er sexuelle Erregung abführt, mit diesen Tatsachen zumindest etwas zu tun hat? Ich will es nicht entschuldigen, niemals, ich habe mit meinem Vater schon lange gebrochen, ich verzeihe ihm gar nichts, aber erklären müssen wir uns das Phänomen, unbedingt, wir müssen daran lernen, welche andere Möglichkeit hätten wir sonst.

Und dann, die als eine „sanfte“, zärtlichere Variante beschriebene Missbrauchshandlung, die Pädophilie, die gemein hin von einem „Einverständnis“ des Kindes mit den sexuellen Handlungen des Erwachsenen ausgeht. Warum haben damals durchaus schon Frauengruppen gewusst, dass diese Sache erst recht gefährlich ist, waren sie etwa prüde, gegen sexuelle Befreiung? Nein, das waren sie nicht, aber sie wussten es aus eigener leidvoller Erfahrung, das es sich hier um etwas anderes als Befreiung handelte. Die Herstellung eines Einklangs mit dem Täter, sei es offen, wie im Fall der Indianer, sei es heimlich, im Falle der obigen Familie, kann zu besonders schweren Schäden im Seelenleben der Kinder führen. Denn ihr Problem dabei ist dann, dass sie nicht nur die krankhafte Neigung des geliebten Täters verteidigen, decken und entschuldigen müssen, sondern unbewusst, alle Ängste und jeglichen Zorn auf andere ableiten, umleiten, übertragen oder auf sich selbst zurückwirken lassen müssen.

Mein vermeintlicher Einklang mit meinem Vater, meine vermeintliche Freiwilligkeit waren immer nur von namenloser Angst diktiert. Ich wurde bei all diesen Vorkommnissen von einer Angst ergriffen, wie ich sie gar nicht richtig erklären kann. Diese Angst ließ mich erstarren, schaltete mein Gehirn aus und ließ die Zeit still stehen. Diese Angst ist keine Angst vor einem Schmerz, vor Gewalttätigkeiten, obgleich ich sie da natürlich auch habe, aber diese Angst wird mobilisiert bei der Vorstellung von Zärtlichkeiten. Zärtlichkeiten, die mir von meinem Vater entgegengebracht worden sind, wie einer Erwachsenen, obgleich ich doch noch ein Kind war, weder kokett noch gerissen, weder verführerisch noch nuttig, weder sinnlich noch erotisch. Dass aber mein Vater glaubte, dass ich so sei, wie er es mir und uns zuschrieb, aus seiner Krankhaftigkeit heraus, die er sich hätte behandeln lassen müssen als Kriegs- und Faschismustrauma beispielsweise, das macht den Kern meiner Angst aus. Eine Beschuldigung steckt dahinter, eine grauenhafte Beschuldigung, der ich mich im Moment der scheinbar friedfertigen Tat unfähig sah zu entgehen. Diese Angst hat mir mein Vater in die Wiege gelegt und sie wird mich bis zum Ende meiner Tage begleiten.

Als mein Vater zu den Rechten ging, wunderten sich die Leute, aber ich nicht, für mich war es klar. Warum es mir klar war? Weil er schon 1965, als ich zehn Jahre alt war, am Strand von Sylt, als er einen Schwarzen sah, zu mir sagte: “Das ist doch die Höhe, dass es denen hier erlaubt ist, zu baden!” “Die mit ihren großen Schw… wollen uns hier doch nur unsere Frauen wegnehmen”. Er ist zurückgefallen in seine Pimpf- und Kindersoldatenvergangenheit, wie manch andere Leute auch, er war eine zeitlang unter Einfluss anderer Menschen, die humaner eingestellt waren.

Als die ihren Einfluss auf ihn verloren, fiel er zurück, unter anderem deshalb, weil er für seine Handlungen nie Verantwortung übernommen hat.

Kommentar Konkret

13 Antworten auf “Die Zeit ist reif – zur Pädophiliedebatte

  1. Liebe Anja,

    mit erschüttern habe ich den Stern Artikel von/über Sie gelesen.
    Ich habe denn kurz mit Jutta (Ditfurth) gemailt, was ich tun kann.
    Ich habe mich einmal in einer ähnlichen Situation befunden, die
    Sie beschreiben. Von daher kann ich schon empathisch nachvollziehen,
    was das für Sie bedeutet und welche Folgen/Auswirkungen es für Sie
    hat. Ich habe dann auf mehreren Internetportalen Diskussionen darüber
    begonnen und werde nun, ich sage mal, als Ulrike Meinhof Sympatisantin,
    als böse Linke und was weiß ich nicht alles tituliert.
    (Links zu sein war in diesem Land eben schon immer schwieriger als Rechts!)
    Dann gibt es auch diejenigen, die aus Ihrer Geschichte offensichtlich eine
    Jutta Ditfurth/Ulrike Meinhof Geschichte machen……*?*
    Vor allem ihre “reizende” Halbschwester Bettina Röhl wettert ja recht
    gut. Allerdings ist das nur pompös aufgeblasener Quatsch und hat mit ordentlichem
    Journalismus überhaupt nichts zu tun. Wenn Ihre Halbschwester auch nur
    den Mund aufmacht kommt da gleich diese rechte Hetzkampagne hervor die,
    wie auswendig erlernt, erscheint. So zumindest mein Eindruck.
    Ich meine ich verstehe ja, dass es bestimmt nicht leicht war in diesem Land
    als Tochter von Ulrike Meinhof aufzuwachsen aber der Stachel sitzt bei B.Röhl
    auch nach 34 Jahren, wohl sehr tief. Was bedauerlich ist.
    Liebe Anja,
    wenn ich also etwas zu Ihrer Unterstützung tun kann, dann lassen Sie es mich
    bitte wissen.
    Es grüßt Sie herzlichst,
    Andrea

  2. Liebe Anja!
    eine berührende und sehr treffende Beschreibung von dem ,was Sie als “sanften Mißbrauch” beschrieben haben.Ich habe ähnliches erlebt und genau diese “Sanftheit” macht es später noch viel unmöglicher,darüber zu sprechen.(es hat ja nicht wehgetan..)
    Danke für Ihren Mut damit an die Öffentlichkeit zu gehen!
    Alles gute für Sie !

    Mechthild Nowak

  3. die zeit ist reif für eine pädophiliedebatte und trotzdem erleben und ernten manche opfer misstrauen oder werden der unwahrheit bezichtigt , indem ihnen vorgehalten wird, warum sie erst nach jahrzehnten über ihre schrecklichen geschehnisse berichten.
    es ist immer noch nicht selbstverständlich, liebe Anja Röhl, als missbrauchsopfer aus der rechtfertigungsecke herauszukommen und gerechtigkeit zu erhalten. insbesondere, wenn die pädokriminellen männer zur gesellschaftl. prominenz zählen.
    ich bin entsetzt über das, was ihnen schon in der kindheit widerfuhr und wie sie durch das bisherige schweigen mit dieser schrecklichen last leben mussten.
    gut, dass sie den mut gefunden haben, dieses tabuthema als betroffene öffentlich zu machen. denn hier zeigt sich nur die spitze eines eisbergs!

    es ist bezeichnend für die frauenabwertung, -demütigung , wenn nicht sogar ein beweis für frauenhass, dass männer das ` lolita-prinzip` kreiert haben, damit sie sich ein alibi verschaffen für ihre pädo-sexuellen phantasien und ihr pädo- sexuelles begehren jungen mädchen, kindern gegenüber – und somit die schuld auf unschuldige junge mädchen abwälzen.
    wie feige sind diese männer , dass sie nicht einmal den mut besitzen und ihr fehlverhalten eingestehen? wie kann männern überhaupt noch vertraut werden, wenn sie sogar kleinstkinder mit sinnlichkeit und erotik in verbindung bringen, wie herr Röhl es getan hat?
    ich verabscheue diesen mann auch wegen seiner pädo-porno-postille `konkret`..

    es grüsst sie ganz herzlich Anne – lassen sie sich nicht von menschen runterziehen, die ihnen schlecht gesonnen sind .

  4. Liebe Anja,
    ich bin am selben Tag geboren (19.02.1955) wie Sie und bin im selben Alter und auf ganz ähnlich “sanfte” Art und Weise von meinem Onkel missbraucht worden.
    Erschwerend hinzu kommt, dass ich den Verdacht habe, dass mein Onkel damals einen Sexualmord, der nie aufgeklärt wurde, begangen hat.
    Ich kenne den Namen des getöteten Kindes, so ungefähr das Jahr, weiß noch, wo der Tatort war und andere Details. Vor einer Anzeige aber hatte ich Angst.
    Ihr mutiger Bericht hilft mir, nach einem kompetenten Ansprechpartner zu suchen.
    Birgit

    Immer wieder kommen diese schrecklichen Bilder hoch und mir tut bis heute die Familie dieses Mädchens leid, da der Mörder wohl nie gefunden wurde.

  5. Liebe Anja,

    die Debatte geht weiter. Bitte nicht klein kriegen lassen. Da gibt es mehr Leute die hinter dir stehen, als du denkst.
    Habe jetzt ein Forum zum Thema “sexueller Missbrauch” eröffnet.
    Wenn du mich mit Infos zum hier diskutierten Thema, versorgen kannst die ich dort im Forum benutzen darf, dann wäre das toll! Page ist: Chaotenzentrale.de.

    Liebe Grüße,
    Andrea

  6. Hallo,

    ich würde gerne etwas tun , also solchen Kindern helfen aber leider habe ich absolut keine Ahnung wie das möglich ist.

    1. Ich habe hier auf meiner Seite, wenn Sie etwas nach unten scrollen, einen kurzen Beitrag unter dem Titel, wo ich für Frauenorganisationen spenden kann, dort habe ich die Wildwassergruppen angeführt, von denen können Sie sich eine in Ihrer Nähe aussuchen, da können Sie persönlich vorbeischauen, ansonsten unterhält auch der Kinderschutzbund viele gute Beratungsstellen für Betroffene, da ist ehrenamtliche Arbeit absolut erwünscht, beim Frauennotruf in Kiel sind gute Leute, MISS-Beratungsstelle in Bergen auf Rügen, überall kann man spenden, aber oft sich auch nützlich machen
      Grüße
      Anja

  7. Durch Zufall bin ich auf diese Seite geraten ,ich hatte einen Stiefvater der mich auch quälte. Nach fast 4o Jahren kam dann mein totaler Zusammenbruch.Meine Schwester war auch betroffen,als sie mit 17 Jahren auszog fing für mich so richtig die Hölle an.Ich bin auch der Meinung das dieses Verhalten unbedingt stärker an Die Öffentlichkeit muß.Bin ich froh das es Menschen wie Anja Röhl gibt.Ich wünsche dir alles Gute.Gruss Gabi

  8. Ich finde es außerordentlich mutig von dir, diese Dinge öffentlich zu machen und bewundere dein Durchhaltevermögen.
    Es ist in der Tat allerhöchste Zeit, die Pädophiliedebatte aufzunehmen, und vor allen Dingen die Richtung der Diskussion nicht von den Tätern bestimmen zu lassen!
    Auch “sanfter Missbrauch” ist Missbrauch. Alle, die das Glück hatten, kein Opfer zu werden, sollten sich dennoch mit diesen Taten auseinandersetzen und die Opfer unterstützen.

  9. die zeit ist nie wirklich reif. und es ist dennoch gut, dass die wahrheit offenbar wird.
    denn es gibt noch immer dieselben widerstände und auch die aggressionen wider die opfer solcher taten. (hab die taz-leser-kommentare gelesen)
    aber dennoch es ist gut, dass sie davon schreiben.

  10. Hallo, ich bin hier zufällig gelandet. Ich kenne sie zwar nicht, aber ich glaube, dass ihr Leben in vielfacher Hinsicht überaus schwierig war. Trotzdem scheinen sie ihr Schicksal gut gemeistert zu haben.

    Das Thema MIssbrauch ist allgegenwärtig. Als ich noch sehr klein war, sicher unter 5 Jahre alt, passierte mir ähnliches. Ein angeheirateter Großonkel, den ich mit einer Großtante einmal im Jahr besuchen ging, zog sich jedesmal mit mir ins Nebenzimmer zurück, berührte und küsste mich. Es war eklig. Dieser Mann war kein Linker, sondern ein Nazi. Als ich Lehrling war, hatte ich zwei Chefs. Einer von ihnen forderte mich ständig auf, mit ihm zu schlafen. Ich war ca. 16 Jahre alt, sah aber aus wie elf, oder zwölf. Manchmal wurde er richtig aggressiv, weil ich immer höflich, aber bestimmt ablehnte. Das ging über drei jahre so, fast Tag für Tag. Er sprach immer wieder junge Frauen an und hatte auch Erfolg damit. Seine Frau machte dabei mit. Es ärgerte ihn wahnsinnig, dass ich nicht auf ihn einging. Da brachte er einmal seine Stieftochter mit. Sie war ungefähr in meinem Alter. Er setzte sich auf einen Sessel, sie musste sich auf seinen Schoß setzen und dann küsste er sie lange und innig. Dieses Schauspiel war für mich gedacht, das begriff ich, vermutlich soltle es etwas ähnliches wie eine Aufforderung sein. Ob er mit ihr geschlafen hat weiß ich nicht, aber ich nehme es an und vermutlich wusste auch davon seine Frau. Dieser Mann war ein Linker.

    Man sollte nicht so großes Gewicht auf die politische Ausrichtung der Täter legen. Politische Gesinnung ist meistens nicht mehr, als ein Gewand, das sich jemand anzieht, um es irgendwann gegen ein anderes zu tauschen. Das wahre Wesen eines Menschen ist nie politisch, es verbirgt sich nur oft erfolgreich hinter politischen Aussagen.

    Ich glaube es kommt nie auf die politische, oder religiöse Überzeugung an und ich glaube auch nicht, dass diese Männer wirklich pädophil sind. Es macht es nur leichter, weil man sich im Recht wähnt, wenn andere behaupten, man handele richtig. Sie nehmen einfach was sie leicht bekommen können und was sich möglichst wenig wehren kann. Es trifft ja auch nicht nur Mädchen. Ich habe zweimal Buben mit alten Männern gesehen, wo ich absolut sicher war, dass sie missbraucht werden. Aber es waren Fremde und nur weil man das Gefühl hat, es wäre so, wird niemand einschreiten.

    Es wäre wichtig, dass die Betroffenen sich nicht dort, oder da äußern, sondern dass man eine zentrale Stelle schafft, für die ganze EU, wo man Fälle sammelt, denn erst die Masse macht Eindruck.

    In einem islamischen Land hat einmal eine Zeitung, oder ein Radiosender (ich erinnere mich nicht genau) Jugendliche aufgefordert, Briefe über ihre diesbezüglichen Erlebnisse zu schreiben und man war überrascht, dass so viele Jugendliche tatsächlich darüber schrieben.

    So eine Aktion würde man brauchen.

  11. Hallo Anja!
    Super,vielen Dank für Deinen Mut!! Endlich ein “Opfer” welches keine Scham zeigt.
    Ich würde auch gerne an die Öffentlichkeit gehen, mir fehlt aber leider die Energie,da mich meine Depressionen noch im Griff haben,die mir durch Mißbrauch (kein sexueller) richtig reingedrillt wurden. Trotz einiger Therapien beherrschen sie mich immer noch!
    Da ich nicht sexuell mißbraucht wurde,wäre mein Anliegen den Begriff Mißbrauch in der Öffentlichkeit weiter zu definieren und der Öffentlichkeit beizubringen ” in die Wahrheit zu schauen” und auch etwas zu unternehmen,einschließlich der Behörden. Durch meine Lebensgeschichte,bin ich kaum in der Lage meinen Lebensunterhalt selber zu verdienen, da solche Erlebnisse immer zu jeder Tages- und Nachtzeit mitgeschleppt werden und an denen man schwer zu tragen hat.So schwer,daß das Grundgefühl schwer,schwach,phlegma meine anderen Gefühle gar nicht hoch kommen läßt und ich somit mehr halbtot als lebendig rum laufe. Wir sollten der Öffentlichkeit klar machen, daß es SEELISCHER MORD ist und dieses auch so bestraft wird. Was sind sechs Jahre Haft ,wenn Betroffene ein Leben lang damit zu tun haben?Dahin sollte das Bewußtsein in der Öttentlichkeit gesteuert werden. Ich habe noch viele Ideen, die ich hier wohl als Deutscher in Österreich umsetzen werde, da ich die Generationen nach mir schützen will, weil es kein Leben ist mit den Grundgefühlen “Schwach , Minderwertig, Null Bock auf Nichts und in den schlimmsten Phasen, quälende, zerreissende Selbstmordgedanken sein Leben bestreiten muß!! Das ist kein Leben!!!!!!

    Ich hoffe Du machst weiter und es bleibt nicht bei dem einen Artikel – wir können ja Ideen austauschen!!! Vielen, vielen Dank noch Mal für Deinen Mut auch, ich glaube im Namen der jetztigen und nachfolgenden Opfer, die es hoffentlich bald nicht mehr so zahlreich geben wird, wenn wir das Bewußtsein für Mißbrauch in der Öffentlichkeit stärken.
    MfG
    Jens

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