in jw, 5.11.08, von Anja Röhl Auf der länglichen Bühne im Gustav-Adolf-Saal in Stralsund befinden sich riesige Eisquadern aus Steropur vor einer Art Kommandozentrale aus Spiegelglas. Drei Männer und eine Frau, auf den ersten Blick ununterscheidbar, in anonymes schwarz gekleidet, stellen sich vor. Regisseur Tobias Rausch hat das von ihm geschriebene Stück »Schicht C« vom Berliner Produktionskollektiv lunatiks produktion ins

in jw, 9.2.08, von Anja Röhl Es gibt Nischen für linke Kunst im hohen Norden Mecklenburgs. Vielleicht ist das Publikum abgezählt, aber es kommt. Gewerbetreibende und Lehrer, Punks und Gymnasiasten treffen sich regelmäßg in den Theatern Greifswald, Puttbus und Stralsund. Hier gibt es keinen Abklatsch herrschender Großstadttrends. Die Stücke sind nah an den Problemen der Bevölkerung, erfrischend unaufgeblasen, profihaft gespielt,

Tagelang hatte uns unsere nette Wirtin gesagt, dass Diebe unterwegs seien, ich hatte mir auch brav mein Geld in die Hosentasche gesteckt, aber meine Freundin hat sich dann doch am letzten Tag ihr Portemonai mitten aus dem Rucksack klauen lassen. So kamen wir in den Genuss eines Besuchs bei der deutschen Botschaft, die hinter übermannsgroßen römischen Türen tagt. Das verwestlichte

Frei von jeder Kindertümelei Julia Gläser hat in Norwegen gelernt, folglich durchzieht sie ihr Tanztheaterstück mit finnischer, samischer und norwegischer Musik, zu der sie es schafft, 32 Kinder zwischen sechs und 16 Jahren so zu motivieren, dass sie sich über eine Stunde lang im freien Ausdruckstanz bewegen. Ohne Anweisungen, ohne einen vor der Bühne stehenden Dirigenten, ohne mehr Hilfe als

Früher einmal, vor vielen Jahren, schenkte mir meine beste Freundin eine Kassette mit einer erschütternden Musik: Die weiße Rose, von Udo Zimmermann. Kurz vorher hatten wir im Theater `Ich trug den gelben Stern´, gesehen, und auch das Tagebuch der Anne Frank und die Geschichte der Geschwister Scholl hatte ich gerade erst gelesen und viele andere Bücher, die sich mit der Verfolgung,

In der populären, sich selbst zur “erfolgreichsten” und “größten Lesbenzeitschrift” (etwas mehr als 16.000 Auflage) erklärenden Glanzzeitschrift L. schreiben seit Längerem immer mehr kritische Frauen, inserieren Frauenbildungsstätten und werden Altlesben mit bewegter politischer Vergangenheit vorgestellt. Dazwischen allerdings finden sich lustige Sex-Spielzeuge die Penissen nachgebildet sind, in neckischen Farben und drolligen Nonnenformen, womit man die Kirche verhöhnen zu müssen glaubt, Sadoanzeigen

in: junge Welt, 03.07.2007 Maria Farantouri, wer ist das? Fragt mich mein 30jähriger WG-Mitbewohner. Ebenso andere junge Leute, denen ich von dem Konzert in Berlin erzähle. Aber Theodorakis? Den kennt ihr? Ja, schon mal gehört, kommt dann. Wie immer, man kennt den Mann und kennt nicht die Frau. Aber Theodorakis’ Musik wäre nicht denkbar ohne die Interpretin, die er selbst als

in jw, 28.6.07, von Anja Röhl Früher saß man dort zwischen gelagerten Baustoffen und eingezogenen Wänden in einer eiskalten Ruine, später galt die Jakobikirche in Stralsund als Geheimtip für unkonventionelles Theater und besondere Musik, und nun eröffnet die sogenannte Kulturkirche einen großen Bauabschnitt im Turmbereich mit einem Kulturfestival. In diesem Rahmen gab es bislang Musik, Lesung, Kunst, Oper und auch

Das Stralsunder Theater traut sich was. Wo ein politischer Gefangener heute damit rechnen muß, wegen einer antikapitalistischen Bemerkung lebenslang im Gefängnis zu bleiben, kommen in Stralsund regelmäßig revolutionäre Stücke auf die Bühne. Dafür gibt es »Standing ovations«. Im vorigen Jahr beim »Marat« von Peter Weiss, jetzt beim Musikdrama »Der Konsul« von Gian Carlo Menotti.Im »Marat« war viel Volk auf der

in genanet, 2006 Heute vor zwanzig Jahren, am 29.4.86 ging ich nachmittags gegen halb sechs zu einem Radierkurs in das Kreuzberger Künstlerhaus. Ich war etwas früher gekommen und lehnte mich im ersten Stock aus dem Fenster: der Himmel war blau, die Sonne schien, alles war friedlich. Ich hatte von dem Unglück in Tschernobyl gehört, aber die Pressemitteilungen waren am Anfang