Die schmutzigen Hände im BE – Rezension

Grau in grau, kaltes Bühnenbild, kalte Menschen, alles aus Stahl. Um stählerne Wände herum, die über Eck stehen, spielt ein Stück, in dem festgefrorene Menschengesichter, als gehetzte Roboter herumzurennen scheinen. Der Eindruck, den der Zuschauer von Sartres Stück bekommt ist finster. Das sollte wohl so sein, denn er wollte zeigen, was es mit Menschen macht, denen man in einer Diktatur Mordaufträge gibt, und die sich aus Geltungsbedürfnis darauf einlassen. Eine Komplizierte Handlung: Eine Widerstandsgruppe bekämpft sich in miteinander widerstreitenden Grüppchen, und von einer der Widersachergruppen wird ein Bürgerlicher beauftragt, den Chef der Widerstands-Organisation, der sich auf Verhandlungen einlassen will, durch ein Attentat zu beseitigen. Dieser lässt sich darauf ein, einerseits weil er sich durch eine “Probe” Geltung in der Gruppe verschaffen will, anderersets weil er einer Frau, Olga, auch in dieser Gruppe, imponieren will. Er soll sich dem Opfer als Mitarbeiter andienen, sich so in sein Vertrazuen einschmeicheln und ihn dann erschießen. Seine Frau (ein unpolitisches Modepüppchen) will ihn dabei unterstützen, schreckt aber vor der Tat selbst zurück. Der Attentäter kommt in eine Dilemma, weil er sich mit seinem Chef anfreundet, und er zögert, die befohlene Tat auszuführen. Er wird unter Druck gesetzt, das Dilemma steigert sich, und kann ihn erst dann erschießen, als er seinen Chef mit seiner Frau beim Küssen erwischt, Motiv Eifersucht. Im nächsten Bild kommt er aus dem Knast heraus, es ist Jahre später und er erfährt, dass seine Tat von den damaligen Auftraggebern inzwischen selbst als falsch analysiert wird, und er deshalb selbst beseitigt werden soll. Es gibt keine Anerkennung, keine Entschuldigung, keine Begrüßung als er kommt, nichts. Stattdessen fragt er Olga nach den vergifteten Pralinen, die sie ihm in den Knast geschickt hat. Moral: Die Hände werden schmutzig, wenn man tötet, wenn man Attentatsaufträge wie Flugblattverteilung vergibt. Man kann nicht moralisch rein bleiben, wenn man tötet. Und: Erwischen tut es meist die Ausführenden, nicht die Auftraggeber.

Das Sartrestück ist großartig und ein unmittelbarer Nachklang aus dem Faschismus und dem Widerstand gegen ihn in Frankreich, an dem Sartre und seine Freunde aktiv beteiligt waren.

Die Aufführung hat mir aber nicht gefallen: Die Figuren sind keine Menschen aus Fleisch und Blut, sie bleiben Statisten, sie übertreiben die Kälte, das Stählerne an ihnen, sie haben keinerlei Emotionen. Sie sind zu einseitig angelegt, in Ausstattung, Mimik und Gestik. Daher erreicht auch das Stück keinerlei Tiefenwirkung. Abscheu erfüllt einen und Überdruss und obgleich der Text schnell vorgetragen, das Stück hektisch gespielt wird, scheint es auf der Stelle zu treten und langweilt. Schade!

Hier Näheres dazu. Regie: Mateja Koleznik

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