Judy Gormann in der Begine

9.8.13 / jw Feminismus-Seite

Mächtige Stimme, klare Botschaft
Ein mitreißender Auftritt der New Yorker Sängerin Judy Gorman in der »Begine« in Berlin

Caspar & Bianca präsentieren: Judy Gorman«, so war das Konzert am vergangenen Samstag im Frauenkulturzentrum Begine in Berlin-Schöneberg angekündigt. Die US-Sängerin beeindruckte mit politischen Texten und vielfältigen Musikstilen: Folk, Blues, Soul mit Rap und HipHop verwoben, oft durch Gitarre begleitet. Ihre Stimme ist klar, tief, volltönend. Manche Textzeilen spricht sie fast nur, aber auf eine kunstvoll-kämpferische Art, wie man sie etwa von Brecht-Interpretinnen kennt, aber auch schnell, modern, heutig, urban. Das wirkt intensiv und nah. Sie singt von der Angst ihrer jüdischen Großmutter und dem von ihr hinterlassenen Vermächtnis, sich zu wehren. Sie singt von jenem einen Prozent der Menschheit, dessen Macht zu brechen ist.

Eine winzig kleine Frau

Bianca Tänzer, Teil des Gorman präsentierenden Kabarettduos »Caspar & Bianca«, Musikwissenschaftlerin und Musikerin (Theater Ramba­Zamba), begleitete die Performance und erzählte vom Beginn der langjährigen Freundschaft der beiden: Gelangweilt vom Eröffnungsritual des DDR-Festivals des politischen Liedes im Palast der Republik sei sie schon fast eingeschlafen gewesen, als sie wachgerüttelt wurde von einer winzig kleinen Frau am Mikrofon, die den riesigen Saal mit einer großen Stimme ausfüllte und auf eine sehr besondere Weise vom Kampf der Frauen und Sklaven und dem bedingungslosen Einsatz für Frieden sang. Das war 1983. Gorman lebt seit über 60 Jahren in New York, nahm dort an allen politischen Geschehnissen Anteil. Sie macht deutlich, daß in der langen revolutionären Geschichte der USA der Kampf gegen die Sklaverei dem Kampf für Frauenrechte aufs engste verbunden war und nennt Frederick Douglass, der sich für die Freilassung der Sklaven ebenso wie für Frauenrechte einsetzte.

Don´t wait, it´s not too late

Die Großeltern von Judy Gorman waren Juden aus Polen, die in die USA auswanderten, ihre Mutter Kommunistin. So finden sich in ihrem Programm auch Songs, die Charlotte Brody 1975 während eines Textilarbeiterstreiks schrieb: »Don’t wait, it’s not too late, open up your eyes, talk back, fight back, time to organize!« (warte nicht, es ist nicht zu spät, rede, kämpfe, es ist Zeit, sich zu organisieren).

Kämpferisch politisch

In eigenen und den adaptierten Songs singt sie vom Besinnen auf die eigenen Stärken und äußert sich kämpferisch politisch. Ihre Zuversicht, daß auch Individuen sich ändern können, bringt sie in der historisch verbürgten – und in den Liedtext von »Amazing grace« eingeflossenen Geschichte vom Kapitän eines Sklavenschiffs zum Ausdruck, der eines Tages erkennt, was er da tut, und fortan bis zum Ende seines Lebens für die Befreiung der Sklaven kämpft.

Judy Gorman will im Sommer 2014 auf Europatournee gehen. Wer noch Tipps hat…Veranstalter dringend gesucht!

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