Woyzeck als Tanztheater – Rezension
jw /Feuilleton / 27.3.12
jw /Feuilleton / 27.3.12
Ins Wiener Burgtheater geht man nicht, man wird hinein geleitet, noch bis zu den Plätzen wird man über ausladend-einladend rotsamtene Aufgänge von jungen Frauen mit Programmheften hingeführt. Das Haus großzügig, prunkvoll, verwirrend, drinnen wohlhabendes Bürgertum, steif, juwelengeschmückt, schreitet, flaniert, legt die Pelze ab, trifft sich, kennt sich. Geschminkte Alte, vornehm duftend, sagen sich Komplimente: „ Sie waren großartig gestern Abend, meine Liebe!“ …
Die Zuschauer sitzen nah um die Bühne herum gruppiert in einem Viereck. Die Mittelbühne also, besteht aus nichts als einem weißen Rund, mit großem, ebenfalls runden, später als Drehscheibe benutztem Tisch, auf denen erhöht die jeweiligen Protagonisten stehen, sitzen oder liegen. Dort spielt sich zunächst eine Party ab. Herabgeworfene Gläser, herumlümmelnde Besoffene, Liebespaare, eine aufräumende…
AKTUELLES: Sewan Latchinian ist im Rostocker Theater fristlos entlassen worden! Unter diesem Link finden Sie ein letztes Interview mit ihm aus Rostock: Zur Theatersituation in der Stadt Rostock: https://www.jungewelt.de/2016/06-04/064.php
6.9.11 / jw / Feuilleton Es begann im Treppenhaus. Die kleine Kammeroper von Alper Maral zum Stück von Aras Ören, »Was will Niyazi«, bildete mitsamt dem Hauptstück »Pauschalreise« den Auftakt des Festivals »Almanci! – 50 Jahre Scheinehe« im Ballhaus Naunynstraße in Berlin-Kreuzberg. Die Premierengäste saßen still in eben diesem Treppenhaus und lauschten den Klängen…
Das Berliner Renaissance-Theater ist vorteilhaft gealtert mit seinen goldenen Wandstoffen und schmiedeeisernen Jugendstilornamenten. Die Farben sind mit den Jahrzehnten dumpfer geworden, die Verstaubtheit hat Charme. Auf den mit altrosa Samt bespannten Stühlen sind kleinere Zuschauergruppen schon lange vor Beginn des Stücks in Unterhaltungen vertieft. Man hat hier wenig Beinfreiheit, dafür sehr gute Sicht von allen…
Im Rostocker Sommertheater spielt Shakespeare. Jedes Jahr erwacht im Sommer die Compagnie de Comedie´ im Klostergarten Rostocks zu komödiantischem Leben. Dies ist mit keinem anderen Sommertheater vergleichbar. Schwerpunkte sind meist Moliere und Shakespeare. Ihr Spiel ist gauklerhaft, klug und oft mit politischem Hintersinn. Die Kulisse scheint auf einen Handwagen zu passen. Kein Glimmer, kein Glitzer,…