Theater in Rostock

15.4.15 jw/Feuilleton Die Stadt Rostock rettet ihren Ruf. »Einen erfolgreichen Intendanten entlässt man doch nicht«, hatte der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse am Montag den Demonstranten zugerufen, die sich mit Sewan Latchinian, dem entlassenen Leiter des Rostocker Volkstheaters, solidarisierten. Und tatsächlich, die Rostocker Bürgerschaft entschied am Abend nach nur einer Stunde Beratung, Latchinian soll seinen Job…

Adams Welt im Grips – Rezension

Nach „aneinander vorbei“ hat das Grips-Theater unter der Regie von Gregory Caers, ein zweites Mal das Experiment gewagt, Kleinkinder von zwei Jahren zu begeistern. Dabei verlassen sie, wie auch im emanzipativen Kindertheater, deutlich konventionelle Wege. Statt Weihnachtsmänner-, Osterhasen- oder Märchenanimation wird hier Entwicklungs-Theater geboten. Ein Spiel, das sich genau in der Bedürfnisebene eines kleinen Kindes…

Als wir träumten – Filmrezension

Der neue Dresen-Film „Als wir träumten“ ist ein Männerfilm. Es wird geprügelt, geboxt, es werden Autos geknackt, kaputt geschlagen, Mütter beiseite gedrängt, es wird gekokst, gesoffen, es werden Pornos geguckt. Alles spielt sich im Dunklen und laut ab, in Ruinen, dunklen Kellern, auf nächtlichen Dächern, in verlassenen Fabrikhallen, Werkstätten, zwischen Hochhäusern und Müllbergen. Nebenbei bügeln…

Das Salz der Erde  –  Filmrezension

Das Salz der Erde – Filmrezension

Wim Wenders hat auf der Berlinale den Goldenen Bären für sein Lebenswerk bekommen. Zu Recht. „Das Salz der Erde“, einen seiner ungewöhnlichsten Filme, kann man momentan in den Kinos sehen. Er hat einen Künstler und sein Werk porträtiert. Den Welt-Meister der sozialen Fotografie, Sebastiao Salgado. Wim Wenders hat nicht viel getan, er durfte den Fotografen…

Eine Familie – August: Osage County – santinis production – Gastspiel Rezension

Wer hätte das gedacht, ausgerechnet im privaten „Theater am Kudamm“ spielt seit 22. Januar die Wahrheit-aufdeckende Komödie:  „Eine  Familie“, von Tracy Letts (unter der Regie Ilan Ronen), das an die Skurilität von „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ anknüpft, an die Dramatik von „Anna Karenina“, an den Humor von Tucholsky (Fang nie was mit Verwandtschaft…

Die Akte Carmen in der Neuköllner Oper – Rezension

Sieht man sich Bilder traditioneller Opernaufführungen der Oper Carmen an, so ist aus der Fabrikarbeiterin, die den Offizier verführt, sich aber nicht von ihm besitzen lassen will, eine Frau im aufwändig kostbar roten Kleid geworden, die Flamenco-Tänze aufs Parkett schmettert.  Dies hat die Neuköllner Oper anders konzipiert. Sie hat die Oper sozusagen auf das zurückgeführt,…

Krieg, stell dir vor, er wäre hier – Neue Bühne Senftenberg – Rezension

Seit Kurzem ist das kleine schmale Büchlein der dänischen Autorin Janne Teller, in dem sie einen Ortstausch vornimmt und die im Irak, in Afghanistan und Syrien herrschenden Kriege nach Deutschland verlegt, auf der Bühne zu sehen. In der Neuen Bühne Senftenberg wurde es jetzt als „Klassenzimmerproduktion“ konzipiert.  Als Reaktion auf die starken Anfeindungen, die in…

Zement im Gorkitheater

jw/Feuilleton/20.1.15 Wenn denn der Kapitalismus und nicht der Kommunismus, das Schicksal der Menschheit sei, dann bedeute das für die Privilegierten die bequemste Form des ökologischen Selbstmords, wird im Berliner Maxim Gorki ein Heiner-Müller-Zitat von 1993 verwendet, um ein berühmtes Heiner-Müller-Stück von 1972 aufzuführen. Sebastian Baumgarten inszeniert »Zement«. Im Programmzettel findet sich die These, Zement sei…

Der Idiot im Hamburger Schauspielhaus – Rezension

„Der Idiot“ im Hamburger Schauspielhaus, in der Regie von  Karin Henkel ist mit Lina Beckmann in der Rolle des geschlechtslosen Fürst Myschkin eine überaus gelungene Inszenierung. Sie lebt durch ihre Hauptperson, die in ihrer Körpersprache die Dostojewski´schen Beschreibungen des Myschkin´schen Sonderlings minutiös nachempfunden und preisverdächtig ausgedrückt hat. Einen 800-Seiten-Roman auf die Bühne zu bringen braucht…

Zwei Tage, eine Nacht – Dardenne Brüder – Filmrezension

Wie schaffen es die Belgischen Dardenne-Brüder (Rosetta, Der Sohn, Lornas Schweigen) in ihren Filmen blos, in solch vielschichtige psychologische Tiefen zu gelangen, und damit am Ende doch etwas Politisch Wichtiges auszusagen ohne auch nur im Mindesten agitatorisch zu wirken? Zwei Tage, eine Nacht“ ist das neueste Stück in ihrem gemeinsamen Werk. Die Filme sind wie…