Die Weber am DT – Rezension

Im DT wird seit 20.1. 11 „Die Weber“ in der Regie von Michael Thalheimer aufgeführt, wird der beschwerlich zu verstehende Dialekt des alten Naturalisten aus seiner Frühzeit, heute, in einer Großstadt, noch ankommen? So hätte man vor 20 Jahren  gesagt und nirgends wäre dieses düstere Stück mit seinen Elendsgemälden gespielt worden. Hier nun aber staunt man,…

Nur ein Schritt bis zur Grenze – Theater im Bus – Rezension

Ich habe schon Theaterbühnen sich verkleinern sehen bis zur Hinterhof-Wohngemeinschaft, in einem Bus sah ich es noch nie. Der Bus heißt „Utopia“ , wurde vom Hamburger jungen Schauspielhaus umgebaut und soll deutlich machen, dass die Zeit der Utopien, Ideen und Träume nach Gerechtigkeit keineswegs im Meer der Konsumvernebelungen versunken sind.  Ein Bus, mit dem Schüler…

„Funk is not dead“ im Ballhaus Naunynstraße – Rezension – Theater der zweiten und dritten Generation Deutschländer

jw 15.1.11/Feuilleton Deutschländer nennt man in der Türkei jene, die durch einen langen Aufenthalt in Deutschland die Sprache, die Gewohnheiten, die Eigenarten und Bewegungen ihres Gastlandes so stark übernommen haben, daß sie in der Türkei wie Ausländer wirken. Was nichts daran ändert, daß dieselben Personen bei uns, trotz aller Angepaßtheit, immer noch als Ausländer gelten….

Der Parasit im Burgtheater Rezension

Ins Wiener Burgtheater geht man nicht, man wird hinein geleitet, noch bis zu den Plätzen wird man über  ausladend-einladend rotsamtene Aufgänge von jungen Frauen mit Programmheften hingeführt. Das Haus großzügig, prunkvoll, verwirrend, drinnen wohlhabendes Bürgertum, steif, juwelengeschmückt, schreitet, flaniert, legt die Pelze ab, trifft sich, kennt sich. Geschminkte Alte, vornehm duftend, sagen sich Komplimente: „ Sie waren großartig gestern Abend, meine Liebe!“ …

Der Mann ohne Vergangenheit – Rezension

Die Filmadaptation von Aki Kaurismäkis Film „Der Mann ohne Vergangenheit“  in der Regie von Dimiter Gotthelf kann als gelungen betrachtet werden, er schaffte es mit Leichtigkeit und Bescheidenheit hinter den Meister zurückzutreten und ihm dadurch ein neues Meisterwerk zu schaffen. Die Bühne minimalistisch in blau-grauem Halbrund mit weißem Horizontstreifen, in der Mitte eine einzige Laterne,…

Lulu und ein Frauensprechchor in der Schaubühne – Rezension

Volker Lösch bringt Wedekinds Lulu auf die Bühne, am Samstag, 11.12. hatte das Stück Premiere an der Berliner Schaubühne. Volker Lösch war es, der in Hamburg HartzIV-Empfänger auf die Bühne holte und sie ihr Leben in Satzfetzen auf das Publikum herabschreien  ließ, er gab ihnen Stimme, er gab ihnen Raum, danach haben sie aus dem…

Weiß wie Schnee – Das RambaZamba Theater in Berlin – ein Porträt

8.12.10 / Feuilleton junge welt Weiß wie Schnee ist die Bühne in einem alten gekachelten Saal in der Berliner Kulturbrauerei. Auf der Bühne sitzen 12 Menschen und zerreißen Papier. Das macht unregelmäßig-regelmäßige Geräusche. Die Menschen tragen schwarz, sie sitzen an einem weiß überzogenen Riesentisch. Mit endloser Geduld zerreißen sie das Papier, als sei dies eine…

Was war die Pariser Commune? – Vortrag und Lesung von Jutta Ditfurth – Rezension

Vor Zeiten gab es eine erste Fassung dieses Buches (Die Himmelsstürmerin, 1998), diese wurde in „Welt“ und bei „Brigitte“ hochgelobt, es hieß dort, dass eine „hochkarätige Politikerin“ ein „hochkarätiges Buch“ geschrieben hätte“. das ist zwar freundlich, aber hier muss ein Missverständnis vorliegen, so die Autorin (sie liebt offenbar keine Komplimente aus dem konservativen Lager), ihr Anliegen sei…

SOS for Human Rights – Rezension

Von Susanne Lipp in der Regie von Philipp Harpain, es spielen: Dalila Abdallah (Naischa), Adil El Bouamraoui (Kerim) und Veronika Naujoks (Jamila). Das Stück ist Teil einer größeren bundesweiten Kampagne von Jugend ohne Grenzen (JOG) und wird bundesweit touren. Auf der Bühne links eine Art Badeplattform auf Holzbohlen, etwas erhöht, darauf zwei Liegestühle, Sonnenschirm, Kühlschrankattrappe, zwei…

Miral von Julian Schnabel – Rezension

Wir haben uns daran gewöhnt, Palästinenser als dunkelbärtige, grimmig dreinblickende, sich in unverständlichen Kehllauten ausdrückende Männer, tücherbehängt und bewaffnet vorzustellen, Julian Schnabel hat es geschafft, sie uns als Menschen zu zeigen.  „Miral ist eine Blume, sie wächst am Straßenrand“, mit dieser Methapher beginnt sein Film, der die Lebensgeschichte einer 1973 in einem Waisenhaus in Ostjerusalem geborenen…