Lernen ohne Noten

Lernen ohne Noten, ist das möglich? Man hat es versucht und es hat Erfolg gehabt, dieser Erfolg ist vielfach vergessen worden. Nachdem man sich in den siebziger Jahren in der Pädagogik auf die Reformpädagogik rückorientierte und das Prinzip der Integration (Einbeziehung von Ausgeschlossenen) gegen das der Segregation(Ausschließen der Schwächeren) stellte und mehr und mehr Veröffentlichungen zum Thema „Schule und Angst“ im Rahmen der Heil- und Sonderpädagogik   (Hellbrügge u.a., 1970, 72) die Noten als Ursache von Angst entlarvten, schienen Noten dort historisch passe´ zu sein. Diese Entwicklung ist rückläufig. Im Bereich Verhaltensstörungen wich man nie von inhumanen Tolking-Systemen (Belohnungssysteme mit Marken) ab, die angeblich die einzige Möglichkeit blieben, die zT. schweren Verhaltensstörungen abzubauen. In den Berufs- und  Fachschulen, die auch Erzieher, Heilpädagogen/Heilerziehungs-pfleger ausbildeten, wurde die Option Notenfreiheit niemals diskutiert. Wie kann aber jemand auf Noten verzichten und andere Leistungsrückmelder einsetzen, wenn er selbst unter der Knute des Notendiktats und des Sitzenbleibens zu leiden hat?

Was sind Noten?

Noten sind nicht wertfreie Leistungsrückmelder, sondern sie sind in Lob und Strafe aufgeteilt. 1 und 2 sind Lober, 3 ist eine Art Warnung und die Noten 4,5,6 stellen abgestufte Strafen dar. Da es in unserem Notensystem nur zwei positiv bestärkende Noten gibt, aber drei negativ bestärkende, bis zur schweren Strafe, der 6, die zur Ausschulung führt, kann man nur den Effekt haben, den man auch sonst beim Einsatz „gegenwirkender“ Erziehungsmaß-nahmen hat, nämlich, nach  Hobmair 1996 ( Pädagogik, S. 246ff) : Strafe führt nur selten zu einer echten Verhaltensänderung, sondern nur zur Unterdrückung, zum Vertuschen derselben, Flucht und Vermeidungslernen, wie Lügen, Mogeln, Kriechen sind die Folge Strafe belastet die Beziehung zwischen dem Lehrer und dem Lernenden erheblich, positive Beziehungen sind aber elementarer Bestandteil von Lernvorgängen. Strafe hat eine negative Vorbildwirkung, führt beim Schüler ebenfalls zur Anwendung negativer Verhaltensweisen seinen Mitmenschen gegenüber, also zu erhöhter Feindseligkeit und Aggressivität. Strafe ist eine negative Konsequenz, die keine alternative Verhaltensmöglich-keit aufzeigt, sie kann daher von dem Betreffenden nicht angenommen werden, ohne dass er sich selbst verrät, daher erfolgt keine Einsicht ins Fehlverhalten. Strafe kann auch als Verstärker wirken, insbesondere bei denen, die schon schlechte Lernerfahrungen gemacht haben, da wirkt es im Sinne einer Self-fullfilling-prophecy und nimmt dem Betreffenden jede Hoffnung. Strafen signalisieren dem Betreffenden immer wieder seine eigene Unzulänglichkeit, weisen ihn auf seine Fehler hin, sind am Defizit, statt an seinen Ressourcen orientiert. Die Folge: Absinken der eigenen Kompetenz-erwartungen, der Betreffende verliert den Glauben an sich selbst, Passivität, Absinken der Lernmotivation

Lernen ein Dressurvorgang?

Im vielleicht unbewussten, in Wahrheit aber durchaus kalkuliertem Wissen um die negativen Auswirkungen der drei schlechten Noten, geht der Lehrer meist auch mit den Noten in der Weise um, dass er Lob und Strafe, abhängig von den erbrachten Leistungen, einander abwechseln lässt, der Schüler hat so eine Chance, glaubt der Lehrer, den Strafen zu entgehen, Lob zu ernten und sein Selbstbewusstsein und seine Lernmotivation durch eigene Anstrengung wieder zurückzugewinnen und so im Stoff voran zu kommen. Bei diesem Vorgehen lernt der Schüler aber nur in einer Art Dressurvorgang, ähnlich der Ratte, die abwechselnd Stromstöße und Nahrungsbröckchen empfängt.  Menschlicher und, wie die Neuropsychologie herausgefunden hat, auch effektiver, wäre ein Lernen, dass am Inhalt des Lerngegenstands, seiner Besonderheit, seiner emotionalen Bedeutung für den Schüler und an den Interessen, den Ressourcen, an den schon erreichten Fähigkeiten des Betreffenden ansetzt. Leistungsrückmeldung könnte dann immer positiv und qualitativ erfolgen, weil sie sich aus der Aufgabe selbst ergibt.

Lernen ohne Noten  – Beispiele und Vorbilder

Lernen ohne Noten findet täglich statt in Form des nicht intendierten Lernens, (z.B. Laufen und Sprechen lernen bei Kindern, soziale und andere neue Erfahrungen bei Erwachsenen). Maria Montessori machte sich in ihrer Pädagogik daran, die Gesetze des nichtintendierten Lernens zu erforschen und sie auf das intendierte Lernen anzuwenden. Ihr wichtigstes Motiv dabei war es, die Freude und das Interesse freizusetzen, was man im Allgemeinen bei sich entwickelnden Kleinkindern vorfindet und es für die weitere Lerngeschichte zu erhalten, des weiteren, diese Freude an den Lerngegenstand zu binden und nicht von Lob und Strafe der Lehrperson und damit von deren Bewertungen ( Zensuren) abhängig zu machen. Ergebnis ihrer Forschungen war, dass die Lehrperson eine in bestimmter Weise vorbereitete Umgebung zusammenstellen und anbieten muss, aus der sich jedes Kind, entsprechend seines Entwicklungsstandes eine Vielzahl von Lernaufgaben selbst auswählen kann.

Vertrauen statt Misstrauen

Voraussetzung dafür: Vertrauen darin, dass die Kinder sich selbst weder über-, noch unterfordern, Vertrauen darin, dass sie lernen wollen, sorgfältige Bemühungen um Entwicklung von genau passenden Lerngegenständen und entsprechenden Aufgaben, Bereitstellung einer Vielzahl von aufbereiteten Lerngegenständen, mit innewohnender Lösungskontrollmöglichkeit sowie Kenntnisse über die Vielfalt und Unterschiedlichkeit menschlicher Entwicklung. Zensuren waren in ihrem pädagogischen Modell nicht notwendig, die Kinder brachten selbstmotiviert höhere Lernleistungen und bestanden leichter Prüfungen auf weiterführende Institute. (Maria Montessori,1994, Kinder sind anders). Reformpädagogen in Deutschland, Frankreich, England, den USA und in der jungen Sowjetunion haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit praktischen Übungen im Sinne dieser Ideen große Erfolge zu verzeichnen gehabt, so dass sich sowohl die Montessori-Pädagogik, als auch andere reformpädagogische Erweiterungen überall in der Welt verbreiteten.

Erfolge im Bereich der Lernschwachen

Die pädagogischen Erfolge wurden dabei oft im Bereich lerngestörter oder beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher gemacht, was um so erstaunlicher war, da man gerade Lernschwachen sozial bedingte Faulheit und erblich bedingte Dummheit vorwarf. Den Reformpädagogen gelang es aber immer wieder zu beweisen, dass ehemals als dumm und faul bezeichnete Schüler, wenn sie auf die oben bezeichnete Art und Weise unterrichtet wurden, genauso, wenn nicht stärker lernfähig waren und bessere Ergebnisse aufwiesen, als herkömmlich unterrichtete. Zensuren wurden abgelehnt, bzw. erwiesen sich in den reformpädagogischen Modellen als unnötig.

Rückschlag Faschismus

Jede fortschrittliche Bewegung hat ihre konservative Gegenbewegung und so ergab es sich, dass in den 30-iger Jahren, ausgehend von der amerikanischen Psychologie und Soziologie bewiesen werden sollte, dass Intelligenz ein feststehender und unbeeinflussbarer Faktor sei, sowie erblich bedingt. (Ausgangspunkt dieser Forschungen war die Idee der Vorherrschaft der weißen Rasse, die man beweisen wollte, siehe Eysenk). Dies passte wunderbar in die eugenischen Thesen des aufkommenden Faschismus in Deutschland und traf sich mit den alten Vorstellungen, die noch überwiegend ständisch geprägt waren. Mit dem Sieg des Faschismus in Deutschland 1933 wurden alle reformpädagogischen Schulen geschlossen, deren Lehrer in die KZs abtransportiert und die Schüler wieder nach Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet. Die vorher schon verbotene Prügelstrafe wurde wieder eingeführt und im Unterricht herrschte wieder der preußische Ungeist: Strafen, Auswendiglernen, Drill. Zensuren bekamen wieder die zentrale Rolle. Für den Lehrer und seine Gunst, ihm zu Gefallen, für seine Bewertung, für die Zensur wurde gelernt, nicht dem Inhalt des Stoffes zuliebe. Den Lernstoff bestimmten wieder allein die Lehrer, die Noten wurden als Disziplinarmaßnahme, als Lob und Strafe eingesetzt, wer nicht mitkam, für den gab es ein abgestuftes Separierungssystem in niedrigere Schultypen bis zur Ausschulung. Der Faschismus trieb die Idee auf die Spitze, dass der Mensch nicht förderfähig sei, sondern alles schon von Geburt an festgelegt. (Heil Hitler Herr Lehrer, 1979.)

Auf versunkene Ideen besinnen

Nach 1945 brauchte es eine Weile, sich wieder auf die versunkenen Ideen der Reformpädagogen zu besinnen. Im Westen war nach Kurzem schon „american way of life“ angesagt, da bestimmte das Ellenbogendenken eine Pädagogik, die sich ihrer faschistischen Prägung noch kaum entledigt hatte, im Osten versuchte man dem im DDR-Sozialismus zumindest postulierten Anspruch zu genügen, alle zu fördern und Schwächeren zu helfen, man durchbrach auch Klassenschranken und führte Arbeiter zum Abitur, auch wurden sowjetische Methoden (Makarenko) ausprobiert, aber alles das traf ebenso auf noch kaum vom faschistischen Menschenbild befreite Lehrer und Lehrmethoden, für die Lob und Strafe und damit die Zensuren, die zentrale Methode der Leistungsbewertung und -messung darstellten.Im Westen postulierte man mit Hilfe moderner Soziologie die Gauß´sche Normalkurve der Verteilung von Fähigkeiten und Intelligenz in der Normalbevölkerung, die aussagte, dass es überall immer einen dicken Bauch Mittelmäßigkeit und rechts und links davon nur kleinere Randgebiete von überragenden und unzureichenden Fähigkeiten gäbe. Das wurde auf Schulen und Schultypen, auf Zensuren und Bewerbungsgespräche, auf das gesamte gesellschaftliche Feld, wo immer man es mit Menschen zu tun hatte, übertragen.

Das Dogma der Gauß´schen Normalkurve

Dabei bildet die Gauß´schen Kurve ja, ähnlich wie früher die Ständepyramide, nur den Ist-Zustand einer schon bestehenden, in bestimmter Weise vielleicht auch ungerecht aufgebauten Gesellschaft ab, keineswegs kann daraus aber ein Menschenbild zusammengefügt werden, was als pädagogisches Leitziel dient. Durchaus ist es möglich, vielfach geschehen und sollte unbedingt pädagogisches Ziel sein, dass Lehrer Schülergruppen zu besseren Leistungsverteilungen bringen, als es die Gauß´schen Normalkurve vorschreibt. Eine neue Reformpädagogikwelle kam erst durch die widerständige 68-iger Zeit auf, da man sich auf ein neues Menschenbild besann, dass gleichzeitig auch das alte, nämlich das reformpädagogische gewesen war: Die Gesellschaftsgliederung wenige oben und viele unten kann aufgebrochen werden, die Schwachen können gefördert werden. Der Mensch lernt gern, wenn er nicht daran gehindert wird. Der Mensch will lernen, er braucht nur Gelegenheit und Förderung. Man beschrieb vielfach, dass Kinder und Jugendliche durch Noten eingeschüchtert und gehemmt wurden und dass sie Störungen entwickelten, man beschrieb Kinderängste, besann sich, dass Angst ein schlechter Lehrmeister sei und versuchte wieder freiere Lehrmethoden anzuwenden. Dies stieß zunächst auf großen Widerstand.

Vorbild Skandinavien

Im Deutschland der 70iger Jahrehat sich besonders der Kinderarzt Hellbrügge auf diesem Gebiet verdient gemacht, er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze und Bücher zu dem Thema ( Theodor Hellbrügge, 69: Schule ohne Angst; ders.: Schule ohne Noten, die Sonnenscheinschule uvm.) Besonders junge Lehrer besannen sich vormaliger, aber weitaus fortschrittlicherer Methoden, sie besannen sich der Reformpädagogen, die die Benotung abgelehnt hatten, die am Interesse statt an den Defiziten angesetzt hatten. Vorbilder waren damals und sind noch heute die skandinavischen Länder, sie waren die ersten, die freie Schulen einführten, wo Eltern und Pädagogen sich zusammentaten und eigene Schulen gründeten, wo man individuell jedes Kind anders förderte, wo man Behinderte integrierte und wo man daher auf Zensuren verzichten musste, weil sie kein geeignetes Mittel mehr darstellten, denn ein einheitlicher Bewertungsmaßstab war nicht mehr gegeben. Es wurden stattdessen Gespräche, Berichte, Pensenbücher, verbale Förderpläne und Beurteilungen, Kataloge und individuelle Beobachtungen eingeführt. So konnte der Leistungsstand besser ermittelt werden und die Fortschritte eines jeden im Einzelnen konnten verfolgt werden und für die Eltern dokumentiert.

Lernen in Landschaften, Feldern, Modulen

Im Laufe der siebziger und achtziger Jahre bis heute entstanden in den westlichen Ländern zahlreiche reformpädagogische Experimente und verbreiteten sich. In Frankreich waren es die Freinet-Schulen, in den Niederlanden und in vielen Ländern die Montessori-Schulen, in Westdeutschland zahlreiche verschiedene pädagogische Strömungen und Ausprägungen. Seit 1989 hat sich diese Tendenz in den östlichen Ländern auch entwickelt. In den „freien“ Schulen gibt es oft keine Klassenräume, keine Noten, kein Sitzenbleiben, stattdessen lernen Schüler in gut vorbereiteten “Lernlandschaften“, sie nehmen „Lernangebote“ wahr, sie suchen sich ihre Lerngebiete selbst aus, lernen nach Interessen und fixieren damit ihren Lernstoff besser ins Langzeitgedächtnis. Jeder Schüler lernt nach einem individuellen Lehrplan. Viele solcher Schulen existieren noch heute, schon weit über 20 Jahre, so wie die Laborschule Bielefeld und sie erreichen allerbeste Pisa-Ergebnisse.

Kaum Entwicklung im Berufs- und Oberschulbereich

Wie sieht es mit der Anwendung dieser Erkenntnisse auf den Oberschulbereich, das Gymnasium, die Gesamtschule, oder die Berufsausbildung aus? Jugendliche und junge Erwachsene sind in dieser Phase Menschen, die einerseits unsicher sind, andererseits nach Autonomie und Identitätsentwicklung streben und mit diesen Lebensaufgaben sehr stark beschäftigt sind. Sie wollen es den Erwachsenen gern gleichtun und Sinnvolles machen. Reformpädagogen haben daher immer danach gestrebt, in diesen Schulphasen besonders lebensnahe und epochenartige Unterrichtsformen anzubieten: Projektlernen, Präsentationen, ein gemeinsames Produkt herstellen, zB ein Schiff bauen o.ä. Diese Experimente führte man in den sechziger Jahren in den dänischen Twindschulen ein und vervollkommnete es in den achtziger und neunziger Jahren auch in Deutschland. Viele Oberschulen versuchten sich ebenfalls reformpädagogisch zu orientieren, Modelle von Schülerfirmen erwiesen sich geeignet Schulverweigerung zu „heilen“. Auf Noten wurde dabei verzichtet.

Durch Neuropsychologie bestätigt

In den Neunziger Jahren wurden reformpädagogische Beobachtungen durch naturwissenschaftliche, empirische Forschungen durchweg bestätigt. Die Neuropsychologie, die Lernforschung und die Säuglingsbindungsforschung bestätigten wesentliche Grundsätze reformpädagogischen Gedankenguts: Nur das interessengebundene Lernen wird im Langzeitgedächtnis gespeichert, echtes Lernen erfolgt nur über positive emotionale Beziehungen, Vorbildwirkung ist entscheidend fürs Lernen, die Struktur des Gedächtnisses ist darauf angelegt, den Betreffenden nicht interessierende Dinge nur schematisch aufzunehmen um sie sofort wieder loszuwerden, es existieren viel mehr Ausgrenzungs-funktionen als früher angenommen. Intrinsische Motivation, d.h. am Lernstoff selbst sich bildendes Interesse, Vielfalt des Angebots, Kreativitätsgrad einer Tätigkeit (wieviel kann das Kind dabei selbst erkunden, entdecken, erfinden?) und Bewegung fördern das Lernen stärker als alle extrinsischen, positiven äußeren Verstärker

Fazit und Voraussetzungen für den Verzicht auf Noten

Will ich auf Noten verzichten, muss ich eine Lehrmethode benutzen, die positive, aber konkrete Leistungsrückmeldungen ermöglicht. Sie müssen gleichzeitig einen weiteren Lernweg aufzeigen helfen. Mein Ziel ist dabei, dem Menschen auf seinem individuellen Lernweg weiterzuhelfen, ähnlich wie der Arzt es mit dem körperlichen Zustand eines Menschen tut, er hilft ihm, seine Beeinträchtigungen zu überwinden und zu heilen. Er macht dies meist ohne zu demütigen, ohne herabzusetzen, sondern mit dem Ziel zu helfen, weiterzubringen, zu fördern.
Eine nichtstrafende Leistungsrückmeldung ist im freundlich zugewandten Gespräch zu realisieren und in der wertschätzenden, schriftlichen Beurteilung konkreter Aufgaben nach einem bestimmten Aufgabenkatalog. Dazu muss dem Schüler ein konkreter Aufgabenkatalog an die Hand gegeben werden, Lernziele müssen offengelegt und gemeinsam erarbeitet werden, der Anteil der selbstständigen Erarbeitung von Lehrstoff erhöht sich also zwangsläufig. Konkrete Schritte dahin könnten sein: Einführung von Jahresarbeiten (Scheinprinzip) mit Präsentationen, projektorientiertes Lernen, Lernkabinette für jeden Lehrer oder jedes Fach, wo vorbereitete Umgebung möglich ist, Einführung von Leistungsgesprächen oder individuelle Leistungsbücher, Teamarbeit für Lehrer und Schüler, Möglichkeit sich in themenbezogenen Gruppen mit bestimmtem Ziel zu finden, handlungsorientiertes und praxisnahes Arbeiten, Hilfe für die Schwächeren, Einbeziehung der Stärkeren als Tutoren, Einführung von Schülerlerngruppen, Schülermitverwaltung, Schülerdemokratie, Schülerparlamente.

Lernen ohne Noten als Prävention

Warum ist es so schwer das Thema „Noten“ von all den anderen Themen zu trennen? Es ist der Dreh- und Angelpunkt einer reformpädagogischen Lehr- und Lernauffassung, an den Noten scheiden sich die Geister verschiedener sozialer Einstellungen und Menschenauffassungen. Eine Pädagogik ohne Noten wird zu Unrecht als „Kuschelpädagogik“ denunziert, die Verhaltensstörungen und Leistungsminderungen zur Folge habe, nachweislich kommen Lern- und Verhaltensstörungen durch Angst, Verwahrlosung, Angebotsarmut, Deprivation und Lieblosigkeit zustande und nicht durch Förderung, pädagogische Angebote und Selbstwertstärkung. Eine häufig übliche Lösung aus dem Notendilemma ist es, nur noch die positiven Verstärker ( 1 und 2) als Leistungsrückmelder zu benutzen, leider geht das auf Kosten differenzierter Rückmeldung und konkreter Hilfestellung und gibt dem Schüler das Gefühl, dass es auf seine Leistung nicht wirklich ankäme. Wer wirklich das Notensystem ablehnt, sollte zu anderen methodischen und verbalen Mitteln greifen, er sollte den Mut zu einer anderen Pädagogik haben und diese muss auch ermöglicht werden. Es darf nicht sein, dass ein strafende Elemente enthaltendes Leistungsbewertungssystem allen Lehrern aufgezwungen wird.

Einige praktische Beispiele

1.) www.aktionhumaneschule.de
2.) v.d. Groeben, A.: Verschiedenheit nutzen. Besser lernen in heterogenen Gruppen. Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor. 2008
3.) v.d. Groeben, A.: Eine Vorstellung – Zweiter Teil: Was lernen unsere Kinder an dieser Schule? Eine Broschüre für Laborschul-Eltern und andere Interessierte. Bielefeld: Laborschule 2006
4) Im Wettbewerb mit sich selbst / Die Pinneberger Schule: 20 Jahre ohne Noten, TAZ, 5.1.05

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