Sommernachtstraum im Gefängnistheater AufBruch – Rezension

Einen wunderbar ironischen Sommernachtstraum hat diesen Juli das Gefängnistheater AufBruch inszeniert. Im verwilderten Park der Jungfernheide haben sie dafür extra ein Viertel einer alten Amphitheaterbühne etwas freigeschnitten, es werden Mückenmittel verteilt, die Schauspieler spielen zwischen Büschen und Bäumen, die Zuschauer sitzen auf den alten Steinstufen, ebenfalls zwischen Büschen. Sehr romantisch. Man wähnt sich in Zeiten, als das Theaterspielen Sache  umherziehender Gauklerbühnen war, alles ist mit minimalstem Aufwand gemacht, Witz und Selbstironie beherrschen die Stimmung und doch bildet die Inszenierung heutige Gesellschaft ab, denn die Typen kennen wir, die gibt es auch heute, die begegnen uns auf der Straße und im Leben, überall da, wo Selbstüberschätzung, Angeberei, Statusdenken, Dummheit, Eifersucht und Aberglaube vorherrscht. Und welche Freude und Genugtuung, wenn dies, wie hier, durch feine Ironie gebrochen wird. Eigentlich geht es um Liebe und Verwechslung in einer Nacht, wo sich die richtigen finden sollen, und immer wieder nur die falschen finden. Die schauspielerischen Leistungen waren glanzvoll, die beiden Hauptrollen der Frauen, Bianca Wächter und Katharina Försch, die sich die köstlichsten Eifersuchtszenen machen, lassen ihren Figuren, trotz des ironischen Spiels  immer ihre Würde. Am köstlichsten gelang die Szene des Spiels im Spiel, wo sich über das billige Auftragsspiel einer Laientruppe lustig gemacht wird, die den hohen Herrschaften zu Gefallen aufspielt und dabei wahrhaft Eselsgrauenhaftes bietet, über die Holperreime dieser Truppe, wurde herzhaft gelacht.  Meisterhaft gespielt wurde hier das Unvermögen eines läppischen Auftragsspiels und dieses in den Gegensatz zur Realität echter Probleme gestellt, wie sie die Gruppe selbst grad erlebt hat. So hatte ich den Sommernachtsraum noch nie gesehen.  Ein Hohelied für den Realismus in der Kunst, obgleich es doch als Märchen getarnt ist. Shakespaere hätte gejubelt! Leider immer nur so kurz, spielt noch morgen und übermorgen! Shop.gefaengnistheater.de

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