Zweiter Stapellauf in Rostock: Toleranz – Rezension

2.10.15 / jw-Feuilleton In Rostock führt der Intendant Sewan Latchinian die Tradition aus Senftenberg weiter, die neue Spielzeit mit jeweils einem den ganzen Tag andauernden Theatermarathon zu beginnen, in dessen Verlauf drei Premieren vorgestellt werden, man zwischendurch essen und trinken kann und alles in ein übergreifendes Thema eingebettet ist. Kernstück des diesjährigen Mammut- Ereignisses zu…

Der Hauptmann von Köpenick im aufBruch Gefängnistheater

Der Hauptmann von Köpenick von Peter Atanassow im aufbruch Gefängnistheater ist keine Rühmann-Komödie, sondern ein Sozialstück. Der Regisseur hat es mit genau den sozial Geächteten und Ausgestoßenen am untersten Ende der Gesellschaft aufgeführt, von denen im Stück die Rede ist,  aus deren Mitte kam einst die Hauptperson Wilhelm Voigt und brachte damit bereits 1906 die…

Theater am Rand – Theaterporträt

Das Theater am Rand ist ein typisches Alternativprojekt im Oderbruch. Der Oderbruch ein Streifen Land entlang des Grenzgebiets der Oder, das eine Stimmung, ähnlich wie Gorleben ausstrahlt. Verlassenheit und Nebel prägen das Bild, aus diesem schälen sich kleine Fachwerkhäuser mit buntgestrichenen Fensterläden heraus. Junge Leute haben sich seit Jahren dieser Häuser angenommen und daraus Neues…

Komödie der Irrungen im Rostocker Sommertheater

Im Rostocker Sommertheater spielt Shakespeare. Jedes Jahr erwacht im Sommer die Compagnie de Comedie´ im Klostergarten Rostocks zu komödiantischem Leben. Dies ist mit keinem anderen Sommertheater vergleichbar. Schwerpunkte sind meist Moliere und Shakespeare. Ihr Spiel ist gauklerhaft, klug und oft mit politischem Hintersinn. Die Kulisse scheint auf einen Handwagen zu passen. Kein Glimmer, kein Glitzer,…

Flüchtlingsreise im Heimathafen Neukölln: Das Herz der Finsternis

Eine interessante Reise kann man derzeit mit dem Theater der Migranten und dem Heimathafen Neukölln, ausgehend von einem alten Speicher am Flurgraben 3 bis in die finsteren Gefilde im östlichen Zipfel Neuköllns machen, wo durch Autobahnkahlschlag nur noch Schrottplätze mit Gewerbe abwechseln. Die Spieler des Migrantentheaters erwarten einen zunächst in einer alten Fabriketage, wo jeder…

Freistatt – Endlich ein Film über Heimerziehung in Westdeutschland

Der Film „Freistatt“ ist ein hochsensibler Film. Der Film zeigt nach „Die unbarmherzigen Schwestern“, aus Irland, in dem sich die gequälten Kinder der Katholiken wiederfanden, nun endlich einen Film über Heimerziehung in Westdeutschland. 45 Jahr nach dem Verbot von Bambule kommt nun die Wahrheit doch ans Licht: Die Heimerziehung im Nachkriegswestdeutschand und dem des Kalten…

Golem in der Neuköllner Oper

jw/Feuilleton/ 26.6.15 Die Oper »Der Golem« hat der rumänische Komponist Nicolae Bretan schon 1924 geschrieben, vergangene Woche wurde sie nun zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt – in der Neuköllner Oper in Berlin, inszeniert von Paul-Georg Dittrich. Bretan (1887-1968) wuchs als Rumäne in Österreich-Ungarn auf, genauer gesagt in Transsilvanien, auch Siebenbürgen genannt. Er schrieb seine…

Nachtasyl in der Schaubühne

jw/ Feuilleton/20.6.15 Das Bühnenbild von Olaf Altmann ist ein großer Wurf. Eine extrabreite Metallrutsche, die an eine aufgeschnittene U-Bahnröhre erinnert, füllt den Horizont aus. Ihr oberes Ende ist verdeckt, die Schauspieler rutschen sozusagen aus dem Nichts auf die Bühne und kämpfen sich gegen die Schwerkraft zurück nach oben. Jeder Auftritt ein Absturz, jeder Abgang ein…

Zweimal „Der Geizige“ in Rostock und in den Kammerspielen des DT

Wenn es etwas gibt, das ich im Theater hasse, dann ist es manieriertes Gebrüll. Ein Surrogat der Leidenschaft. Und das Wälzen der Schauspieler in schwarzer Erde, Schlamm, Bühnenblut oder Eigelb, das Schlachten von Kaninchen und verweste Fleischbrocken aller Art, die über die Bühne geworfen werden und manchmal ins Publikum. Ich mag auch keine entwürdigenden Nacktheiten,…