Almanya – Berlinale Rezension

Großes Lob an die beiden Enkellinnen Samdereli, die einen Teil der deutschen Geschichte gestaltet haben, die in Deutschland heute unsere Politiker so gern vergessen möchten, unsere „Gastarbeitergeschichte“. Deutschland hat gerufen und sie sind gekommen, nicht Ausländer, sondern Menschen, nach dem berühmten Zitat von Max Frisch, das im Abspann des Films eingeblendet wird. Ein wunderschöner Film,…

Die Vaterlosen – Berlinale-Rezension

Marie Kreutzers Geschwisterdrama „Die Vaterlosen“ feiert am 13.2.11. in der Panorama-Reihe der 61. Berlinale (10. bis 20. Februar) seine Uraufführung. Das Spielfilmdebüt der Grazerin hat viele schöne Bilder und gestaltet Probleme, die zwischen Kindern und Eltern manchmal entstehen können. Als „vaterlos“ wird in Mitscherlichs Buch „Die Unfähigkeit zu trauern“ die Generation aus den 40er Jahren bezeichnet, die in…

Tomboy – Berlinale – Rezension

Kein Western – Ein anderer Eröffnungsfilm –  Tomboy: Da ich auf Western keine Lust habe, auf John Wayne schon gar nicht, habe ich mir den Kindereröffnungsfilm ausgesucht, Tomboy, ein Mädchen gibt sich als Junge aus. Aus dem finsteren, schon schlafen gegangenen Neukölln per U-Bahn anreisend, blenden mich Kosmetikreklamen, als ich mit dem Fahrstuhl vom Bahnsteig…

Miral von Julian Schnabel – Rezension

Wir haben uns daran gewöhnt, Palästinenser als dunkelbärtige, grimmig dreinblickende, sich in unverständlichen Kehllauten ausdrückende Männer, tücherbehängt und bewaffnet vorzustellen, Julian Schnabel hat es geschafft, sie uns als Menschen zu zeigen.  „Miral ist eine Blume, sie wächst am Straßenrand“, mit dieser Methapher beginnt sein Film, der die Lebensgeschichte einer 1973 in einem Waisenhaus in Ostjerusalem geborenen…

CARLOS Der Schakal – Rezension

Der „Schakal“, das „Phantom“, schon die Untertitel sagen dir, was du denken sollst; über diesen Menschen und seine Zeit. Kommentatoren des Films sprechen flugs schon gleich von den „70iger Jahren“, dass man da wohl allgemein etwas „illusionär“ war und unter Realitätsverlust gelitten habe, beinahe so, als stehe die Figur Carlos stellvertretend für die 70-iger Jahre Generation. …

Boxhagener Platz

Der wichtigste Satz im DDR-68iger Film „Boxhagener Platz“ ist der, dass die wahren Kommunisten unter Stalin verfolgt und umgebracht wurden, der Spitzbart schon mit den Nazis auf einer Tribünde gestanden habe, im Krieg dann im Moskau in Sicherheit war und all dies gefährlich sei, auszusprechen. Nun seien die wahren Kommunisten, raunt ein alter „Spartakist“ dem ewig beobachtenden Enkel zu, vielleicht…

Die Fremde – Rezension – oder warum Sibel Kekilli den Oscar verdient hat.

Wie ein Fremder im eigenen Land, so fühlen sich seit Jahrtausenden Menschen, die nicht mitmachen, was alle machen, Menschen, die zweifeln, wenn andere nicken, Menschen, die nein sagen, auch wenn allerorten „ja“ geschrieen wird, Menschen, die mutig sind, sich gegen den Wind zu stellen, Menschen, die sich wehren und nicht mehr schlucken wollen, Menschen, die…

Eine Karriere – Wüstenblume – Rezension

Wüstenblume, Kinostart: 29. September 09, von Sherry Hormann Und dann wirft sie ihren Kopf hoch: »Wüstenblume« zeigt keine Bilder für den männlichen Blick Überraschung: Kein düsteres Beschneidungsdrama, keine tragische   Afrikageschichte, für die man die Menschen hier nicht interessieren könnte, stattdessen die Geschichte eines groß gewachsenen jungen Mädchens in London, dass in einem Fast-Food-Restaurant als Putzfrau…