Hier finden Sie einen Überblick über ca. 450 Theaterrezensionen, die ich ab ungefähr 2004 in der Tageszeitung junge welt und anderswo veröffentlicht habe

Das Theater am Rand ist ein typisches Alternativprojekt im Oderbruch. Der Oderbruch ein Streifen Land entlang des Grenzgebiets der Oder, das eine Stimmung, ähnlich wie Gorleben ausstrahlt. Verlassenheit und Nebel prägen das Bild, aus diesem schälen sich kleine Fachwerkhäuser mit buntgestrichenen Fensterläden heraus. Junge Leute haben sich seit Jahren dieser Häuser angenommen und daraus Neues entwickelt. Kopfsteinpflaster, Sandwege, junge Leute

Im Rostocker Sommertheater spielt Shakespeare. Jedes Jahr erwacht im Sommer die Compagnie de Comedie´ im Klostergarten Rostocks zu komödiantischem Leben. Dies ist mit keinem anderen Sommertheater vergleichbar. Schwerpunkte sind meist Moliere und Shakespeare. Ihr Spiel ist gauklerhaft, klug und oft mit politischem Hintersinn. Die Kulisse scheint auf einen Handwagen zu passen. Kein Glimmer, kein Glitzer, kein Slapstick. Es ist, als

Eine interessante Reise kann man derzeit mit dem Theater der Migranten und dem Heimathafen Neukölln, ausgehend von einem alten Speicher am Flurgraben 3 bis in die finsteren Gefilde im östlichen Zipfel Neuköllns machen, wo durch Autobahnkahlschlag nur noch Schrottplätze mit Gewerbe abwechseln. Die Spieler des Migrantentheaters erwarten einen zunächst in einer alten Fabriketage, wo jeder Zuschauer einen Parcours mit einem

jw/Feuilleton/ 26.6.15 Die Oper »Der Golem« hat der rumänische Komponist Nicolae Bretan schon 1924 geschrieben, vergangene Woche wurde sie nun zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt – in der Neuköllner Oper in Berlin, inszeniert von Paul-Georg Dittrich. Bretan (1887-1968) wuchs als Rumäne in Österreich-Ungarn auf, genauer gesagt in Transsilvanien, auch Siebenbürgen genannt. Er schrieb seine Opern in Ungarisch, Rumänisch und

jw/ Feuilleton/20.6.15 Das Bühnenbild von Olaf Altmann ist ein großer Wurf. Eine extrabreite Metallrutsche, die an eine aufgeschnittene U-Bahnröhre erinnert, füllt den Horizont aus. Ihr oberes Ende ist verdeckt, die Schauspieler rutschen sozusagen aus dem Nichts auf die Bühne und kämpfen sich gegen die Schwerkraft zurück nach oben. Jeder Auftritt ein Absturz, jeder Abgang ein mühseliges Hinaufhangeln, das mehrfach scheitert

Wenn es etwas gibt, das ich im Theater hasse, dann ist es manieriertes Gebrüll. Ein Surrogat der Leidenschaft. Und das Wälzen der Schauspieler in schwarzer Erde, Schlamm, Bühnenblut oder Eigelb, das Schlachten von Kaninchen und verweste Fleischbrocken aller Art, die über die Bühne geworfen werden und manchmal ins Publikum. Ich mag auch keine entwürdigenden Nacktheiten, meistens von Schauspielerinnen. Dazu Gebrüll,

In Konstanz findet man, diesmal weitab im Süden, ein ebenso politisch-sozialkritisches, wie witziges Theater wie in Rostock: Das Theater des Intendanten Christoph Nix: Politisches Theater im Spiel, Engagement in Afrika und der Flüchtlingspolitik, linke Präsentation des öffentlichen Auftritts in der Stadt.  In die Stadt wurde ich gelockt durch Che Guevara, dessen Konterfei mit dem Satz: “Hasta la viktoria siempre, wie

Die  Kurt Weill Oper im Rostocker Theater”Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny”, unter der musikalischen Leitung von Robin Engelen, in der Inszenierung von Johanna Schall, ist sehr gelungen! Das Thema passt perfekt zur aktuellen Situation in Rostock: Geld “reguliert” alle menschlichen Beziehungen in einer Stadt. Meist ist ja zuwenig davon da, jedenfalls das wird immer gesagt. In diesem Fall gibt

Das Stück „Glückskind“, momentan gespielt im Rostocker Theater, das einen ungeheuren Auftrieb durch Sewan Latchinian bekommen hat, ist eine Romanadaptation des gleichnamigen Buches von Steven Uhly. Es handelt von einem Kind, dass von einer jungen Mutter in einer Plattensiedlung in eine Mülltonne geworfen wird. Dort findet es, noch lebend, der im Alkohol versunkende Hartz-VI er Hans, (sehr echt, sehr treffgenau,

15.4.15 jw/Feuilleton Die Stadt Rostock rettet ihren Ruf. »Einen erfolgreichen Intendanten entlässt man doch nicht«, hatte der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse am Montag den Demonstranten zugerufen, die sich mit Sewan Latchinian, dem entlassenen Leiter des Rostocker Volkstheaters, solidarisierten. Und tatsächlich, die Rostocker Bürgerschaft entschied am Abend nach nur einer Stunde Beratung, Latchinian soll seinen Job behalten. Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos)