Ein kleines umzäuntes Arreal im Stadtpark Dessau, einem kleinen Fleck grün in der Mitte der Stadt, am Tag hat hier eine Trauerfeier stattgefunden, denn am selben Tag vor zehn Jahren war hier im Stadtpark ein Mensch schwarzer Hautfarbe (Alberto Adriano) erschlagen worden. Menschen mit Blumen in den Händen. Afrikaner, Theaterbesucher. Am Eingang wird man durch eine Art Garderobe geleitet, wo
Noch meine Großmutter hat ihre Kinder nicht aufgeklärt, der Unterleib galt als schmutzig, darüber zu sprechen als Tabu. Wenn ein Mädchen damals ihre Regel bekam, wurden diskret Vorlagen angereicht und ihr zugeflüstert, dass das nun ab jetzt jeden Monat „passiere“ und zum Kinderkriegen gehöre. Meine Tante war also der Überzeugung an einer unheilbaren Krankheit zu leiden, als sie im Alter
Der leidet an seiner Liebe/ der leidet an seiner Not/ der leidet an seiner Lust / der an seiner Macht/ Ich leide an meinem Mitansehen // Erich Fried So gut habe ich Woyzeck noch nie verstanden, das ist das Gefühl, mit dem man aus dieser Premiere kommt. Sie trägt den Titel „Ha`s´eks Heimkehr“, gesprochen „Haschek“, vielleicht nach dem Verfasser der
Das Theaterstück in Halle beginnt damit, dass eine Art Fernsehmoderatorin mit den Zuschauern Klatschübungen durchführt, nach verschiedenen Hand- und Fingerzeichen werden Unmuts- und Beifallsbekundungen eingeübt. Das auf drei Rängen um die Bühne herumsitzende Publikum macht alles brav mit, auch die Aufforderung, dass sich alle umdrehen sollen und dem Hintermann die Hand geben. Erst als alle umgedreht dastehen und kein Hintermann
6.5.11 / jw Feuilleton Angst und Brutalität sind die zwei Seiten einer Medaille, sagt der Volksmund. Der Sozialwissenschaftler nennt es »Autoritätskonflikt«, der Psychologe »Identifikation mit dem Aggressor«: die Abwehr der Angst vor einer übermächtigen Autoritätsperson mit Härte und Kälte. Die Konservierung eines Teufelskreises, der immer wieder zu neuer Übermacht über Schwächere, zu neuer Autoritätsangst und damit zur Aufrechterhaltung sozialer Ordnung
jw / 28.4.11/ Feuilleton Was fasziniert noch immer an den beiden Alice-Bänden von Lewis Carroll, die vor fast 150 Jahren erstmals erschienen? Ausschlaggebend für die Beliebtheit dieser irrealen Kindergeschichten, die in zahllosen Adaptionen von der Satire bis zum Kitsch in Film und Theater kreativ bearbeitet wurden, ist weniger ihre drogeninduzierte Aura als ihre Nähe zu dem, was Freud »Das Unbewußte« nannte:
jw / 2.5.11/Feuilleton Wolfgang Borcherts berühmtes Stück »Draußen vor der Tür« meint nun nicht mehr nur noch 1947, nein, es ist jetzt, hier und heute gemeint, erstaunlich, wie gut das gelingt. … Am Hamburger Thalia Theater wird es von Luc Perceval sehr besonders inszeniert. Ein riesiger, schräg über die Bühne gespannter Spiegel gibt das Bühnengeschehen abermals in einem riesigen Bild wieder:
Schon lange kann man in der Pädagogik den ebenso gefährlichen wie praktischen Trend beobachten, Verursachung jeglicher Verhaltensweisen neuerdings wieder durch „Vererbung“ zu erklären. So auch Sarrazin: „Man muss davon ausgehen, dass menschliche Begabung zu einem Teil sozial bedingt ist, zu einem anderen Teil jedoch erblich…. ich erinnere an ein Dossier der Zeit dazu. Es berichtet von den zwanzig Tonnen Hammelresten
Rolf Becker trägt nicht vor, er stampft mit den Füßen auf, er liest auch nicht, er tobt, er benutzt eine Sonnenbrille zum Hochklappen, einen Hut, einen Geldschein, seine Bühne ist ein Stehpult, aber man denkt sich einen Theatersaal, er macht es heute Abend, aber man sieht die Geschichte der ganzen Menschheit Revue passieren. Was er zusammengetragen hat an Texten über
jw/Feuilleton/15.4.11 Kirgisien, drei Revolutionen seit der »Unabhängigkeit«: Machthaber im Nadelstreifenanzug, Demonstrationen in den Großstädten, so etwas tangiert ein kleines Dorf in einer staubigen Steppe, von Bergen umgeben, wenig. Die Folgen allerdings schon. Die Leute sind jetzt arm, während sie »früher angesehen und wohlhabend waren«. Besonders diejenigen Güter, die alle brauchen, sind teuer geworden, fast unbezahlbar, selbst Strom. Also läßt sich