Das Mädchen mit den Schwefelhölzern – Oper – Rezension

Auf der Programmankündigung der diesjährigen Spielzeiteröffnung der deutschen Oper in Berlin Charlottenburg finden sich zweimal zwei Augen, dazu die Worte: Waisenkind – Terrorist, die Ankündigung des monumental-orchestralen Opernwerks von Helmut Lachenmann, einem Schüler Luigi Nonos: Das Mädchen mit den Schwefelhölzern. Weder das Mädchen mit den Schwefelhölzern, noch Gudrun Ensslin oder Leonardo da Vinci, deren Textvorlagen…

Die schmutzigen Hände im DT – Rezension

Das Stück von Jean Paul Sartre wird selten gespielt. Schade, denn wie kein anderer gehört es in die heutige Zeit und wie kein anderer gehört es zur ganz großen Kunst des 21. Jahrhunderts. Der Inhalt wird vom Ende her aufgerollt, ein poltischer Gefangener kommt aus dem Knast und steht seiner früheren Genossin vor einer Mauer gegenüber. Er…

Muttersprache Mameloshn

jw/feuilleton/17.9.12       Ein feines psychologisches Stück ist Marianna Salzmann mit ihrer Generationenbeobachtung dreier Frauen gelungen: Großmutter, Mutter und gerade erwachsene Tochter wohnen auf einem Haufen zusammen und gehen sich auf die Nerven. »Muttersprache Mameloschn« (ein Synonym) in der Regie von Brit Bartkowiak sieht am Berliner DT aus wie kurz vor oder kurz nach…

Simplicissimus im Acudtheater – Rezension

jw Feuilleton/10.9.12 Mit geringem Budget greift das Zygmunt-Wolski-Theater im Berliner Acud am Ende des Sommers einen ungewöhnlichen Stoff auf, den Dreißigjährigen Krieg im Abbild der Geschichte: Der »Simplicissimus« von Grimmelshausen. Die Geschichte dreht sich um einen kleinen Viehjungen, der durch das Miterleben des Abbrennens seines Vaterhauses brutal in die Welt der Erwachsenen geschleudert wird, später…

Aufstand der Glückskekse – Rezension

jw/ Feuilleton/ 18.7.12 Als Jacques Offenbach seine Opera buffa »Ba-ta-clan« schuf, sollte das kleine Phantasie-China mit 27 Untertanen nur eine Art weit abgelegenes »Lummerland« sein, an dem Offenbach die Absurdität des Militarismus und eine, seinem eigenen Land entfremdete Herrschaftssucht deutlich machen wollte. Dieses Phantasie-China stand für das Kaiserreich Napoleons III. und seine Dekadenz. Nichts aber…

Dr Faustus Lichterloh in der Schlesischen 27 – Rezension

Es regnet, die Leute frieren, Jugendliche in Strandsachen kommen, aalen sich in der Sonne, eine Frau schimpft mit dem Teufel im brennenden Wohnwagen, schnauzt ihre Kinder an, die machen sich nichts draus und spielen Ball. Viel Wut, viel Gebrüll: »Eu meu, könnt ich sterben!« Dann tritt Dr. Faustus (Rita Sanftenberg) auf: »Ich bin der Teufel!«…

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Volker Ludwig zum 75. Geburtstag

 jw / Feuilleton / 13.6.12 Du bist ein immer etwas nachdenklich dreinblickender Mensch, den man nicht nur auf Grips-Premieren sieht, sondern auch bei vielen anderen Grips-Aufführungen. Die Kinder bringen Dich zum Staunen, zum Lachen, und Du läßt Dich durch sie immer wieder inspirieren. Wann immer man etwas aus deinem Munde zur Einschätzung kindlicher Seelen hört,…

Endspiel in Stralsund – Rezension

Matthias Nagatis gab am Freitag in Stralsund sein »Endspiel«. Nach 14 Jahren wird der Schauspieldirektor des Theaters Vorpommern auf Geheiß eines neuen Intendanten »ausgewechselt«, noch bevor dieser überhaupt angetreten ist. Mit Nagatis geht ein Großteil des Schauspielensemble, der Musikdirektor und etliche Sänger. Die Künstler ließen sich von der mit ihrem Abschied verknüpften Heilsbotschaft noch einmal…

Theater Ramba Zamba: Mit 200 Sachen ins Meer – Rezension

Dem Ensemble am Ramba-Zamba-Theater ist eine besonders gute Inszenierung gelungen, ein Anti-Psychiatrie-Stück: „Mit 200 Sachen ins Meer“: Ein junger Mann kommt in die geschlossene Abteilung und begegnet dort Patienten, die ihn wieder aufbauen, einziger Verrückter: Der Cocktails schlürfende, Hawaiihemd tragende Arzt. Eine Karrikatur mit Tiefsinn. Die Bühne einfach, schwarz mit acht rollenden leeren Türrahmen, behängt…