Hier finden Sie einen Überblick über ca. 450 Theaterrezensionen, die ich ab ungefähr 2004 in der Tageszeitung junge welt und anderswo veröffentlicht habe

Das Stück von Jean Paul Sartre wird selten gespielt. Schade, denn wie kein anderer gehört es in die heutige Zeit und wie kein anderer gehört es zur ganz großen Kunst des 21. Jahrhunderts. Der Inhalt wird vom Ende her aufgerollt, ein poltischer Gefangener kommt aus dem Knast und steht seiner früheren Genossin vor einer Mauer gegenüber. Er fragt sie, warum sie ihm

jw/feuilleton/17.9.12       Ein feines psychologisches Stück ist Marianna Salzmann mit ihrer Generationenbeobachtung dreier Frauen gelungen: Großmutter, Mutter und gerade erwachsene Tochter wohnen auf einem Haufen zusammen und gehen sich auf die Nerven. »Muttersprache Mameloschn« (ein Synonym) in der Regie von Brit Bartkowiak sieht am Berliner DT aus wie kurz vor oder kurz nach einem Umzug. Eine Kommode und

jw Feuilleton/10.9.12 Mit geringem Budget greift das Zygmunt-Wolski-Theater im Berliner Acud am Ende des Sommers einen ungewöhnlichen Stoff auf, den Dreißigjährigen Krieg im Abbild der Geschichte: Der »Simplicissimus« von Grimmelshausen. Die Geschichte dreht sich um einen kleinen Viehjungen, der durch das Miterleben des Abbrennens seines Vaterhauses brutal in die Welt der Erwachsenen geschleudert wird, später von einem Einsiedler die Bibel

jw/ Feuilleton/ 18.7.12 Als Jacques Offenbach seine Opera buffa »Ba-ta-clan« schuf, sollte das kleine Phantasie-China mit 27 Untertanen nur eine Art weit abgelegenes »Lummerland« sein, an dem Offenbach die Absurdität des Militarismus und eine, seinem eigenen Land entfremdete Herrschaftssucht deutlich machen wollte. Dieses Phantasie-China stand für das Kaiserreich Napoleons III. und seine Dekadenz. Nichts aber hatte es mit dem realen

 jw / Feuilleton / 13.6.12 Du bist ein immer etwas nachdenklich dreinblickender Mensch, den man nicht nur auf Grips-Premieren sieht, sondern auch bei vielen anderen Grips-Aufführungen. Die Kinder bringen Dich zum Staunen, zum Lachen, und Du läßt Dich durch sie immer wieder inspirieren. Wann immer man etwas aus deinem Munde zur Einschätzung kindlicher Seelen hört, so heißt es, sie seien

Matthias Nagatis gab am Freitag in Stralsund sein »Endspiel«. Nach 14 Jahren wird der Schauspieldirektor des Theaters Vorpommern auf Geheiß eines neuen Intendanten »ausgewechselt«, noch bevor dieser überhaupt angetreten ist. Mit Nagatis geht ein Großteil des Schauspielensemble, der Musikdirektor und etliche Sänger. Die Künstler ließen sich von der mit ihrem Abschied verknüpften Heilsbotschaft noch einmal zu absurdem Theater inspirieren. Ihre

Das erste Stück des jungen Regisseurs Daniel Pfluger heißt »Europe mon amour«. Es wird zur Zeit in Berlin an der Neuköllner Oper gespielt. Pfluger hat sich zum Ziel gesetzt, die Mühen und die Kraft der oft noch sehr jungen Menschen, die nach Europa einwandern wollen, auf die Musiktheaterbühne zu bringen. Sein Stück nennt sich bescheiden »Montage«, weil es aus Interviewpassagen

Dem Ensemble am Ramba-Zamba-Theater ist eine besonders gute Inszenierung gelungen, ein Anti-Psychiatrie-Stück: „Mit 200 Sachen ins Meer“: Ein junger Mann kommt in die geschlossene Abteilung und begegnet dort Patienten, die ihn wieder aufbauen, einziger Verrückter: Der Cocktails schlürfende, Hawaiihemd tragende Arzt. Eine Karrikatur mit Tiefsinn. Die Bühne einfach, schwarz mit acht rollenden leeren Türrahmen, behängt auf der einen Seite mit

Was kann an einer klassischen Dreiecksgeschichte heute noch interessant sein? Und was hat die Sache im Kunger-Kiez zu suchen? Das Kunger-Kiez-Theater „Für uns ist Theater ein Schutzraum, in dem wir uns entwickeln und zusammen Kunst schaffen. Wir wollen Menschen inspirieren und zum Staunen bringen“, hat ein Spiel im Spiel daraus gemacht, die jüngere Tochter aus gutem Hause, eben verführt vom