Ich komme auf einem düsteren Bahnhof an. Im Bahnhofsgebäude rechts und links oben, riesige, bräunlich verblichene Gemälde. Das eine zeigt den Tierpark Senftenberg, das andere die moderne Stadtansicht mit Blick auf einen See. An den Wänden, über den jetzt toten Schaltern, Bilder, auf denen diverse Symbole zu sehen sind, darunter zu lesen: Gepäckaufbewahrung, Internationale Fahrausweise, Reservierung von Schlafwagenkarten, Service-Büro, Mitropa,

Ein kleines Off-Theater im Hinterhof der Muskauer Straße 20 A, wo die Berliner Compagnie spielt, eines der ältesten linken Theaterspielstätten Westberlins. In einer Wohngemeinschaft, die Bühne durch schwarze Tücher abgetrennt, wo als Bühnenbild eine einzige Leiter dient, die Haus, Bahre, Zelt, Trümmergrundstück, Karren und Zuflucht darstellt, wird die Geschichte des dreißigjährigen Krieges in Afghanistan erzählt, erlebt von der Familie von Safora

Zwei Literaturlesungen in Hamburg verdienen es hervorgehoben zu werden, beide stellten Autoren vor, deren Leben und Wirken sich maßgeblich in den frühen und späten 20-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts abgespielt hat. Beiden griff der Nationalsozialismus an den Hals und beide vergaß man lange Jahre. Beide stammen aus Österreich, beide schreiben mit Humor, scharfzüngig und modern, beide polarisieren in gewisser Weise

Das Bühnenbild ist eine Schule in Art eines U-Bahngehäuses im Stil der siebziger Jahre, als in Westberlin die Gesamtschulszentren mit U-Boot-Fenstern gebaut wurden, und Beton, Orange und Turnstangen dominierten. Die Schüler kommen wie zufällig aus dem Publikum und gehen nur zögerlich auf die Schule zu. Dann sitzen sie, toben auf Befehl beim Klingeln, machen modern Jazz-Übungen im Sportraum, sitzen wieder,

25.01.2010 /junge welt/ Feuilleton Alles hat seine Vorläufer, Ideengeber, Anstifter. Jedes Stückchen Kultur, auch des größten Genies, ist aus einer Reihe anderer Werke, Ereignisse, aus sozialer Geschichte hervorgegangen, die man zurückverfolgen kann. Christian Friedrich Daniel Schubart war mit einer kleinen Geschichte der Ideengeber des jungen Schiller. Ein Freund der Unterdrückten Schubart war ein Nonkonformist und Freund der Unterdrückten. Historische Bedeutung

17.12.2009 / junge welt/ Feuilleton / Seite 13 Vor den roten Vorhang des Hamburger Schauspielhauses treten Gestalten neuzeitlicher Wohlstandsarmut. Sie stellen das Volk dar im Stück »Marat, was ist aus unserer Revolution geworden?« von Volker Lösch und Beate Seidel. Ihre Gesichter sind grau und eingefallen, ihre Körper dünn, ausgemergelt oder aufgedunsen, es gibt große Bären, die wie Fußballfans aussehen, es

in junge welt vom 17.11.2009 / Feuilleton / Seite 12 Vor einigen Jahren las ich von den Tunnelmenschen. Das sind Menschen, die im Untergrund von New York leben, daß heißt in U-Bahn-Tunneln und ähnlichem. Obdachlose hausen dort ohne medizinische Versorgung, ohne Tageslicht, ohne Gerichtsbarkeit. Sie überleben trotzdem. Sie bilden hierarchisierte Gemeinschaften von Kleingruppen, die untereinander oft in schlimme Kämpfe verwickelt

Maria Flint, die ungewollt von einem schwedischen Offizier schwanger wird, tötet aus Verzweiflung ihr Neugeborenes. Um Maria Flint der Strafe zu entziehen, entführten schwedische Offiziere Maria. Doch diese kehrt voll Reue zurück, um sich dem Stralsunder Gericht zu stellen. Wer die Schauspielerin der Maria aus dem täglichen Behindertentreff  “Bleicheneck” kennt, staunt, wenn er sie als Maria Flint auf der Bühne

Theater Vorpprommern, Greifswald 29.10.09, Wiederaufnahme Eine deutsche Geschichte, die in die Tiefe geht Die Stube eng, schmuddelig, vollgestellt, mit dunklen, verschlissenen Möbeln, ein Klavier mit alten Familienfotos links hinten, im Vordergrund ein Bügelbrett, an der Wand ein hoher Schrank mit leerer Vase, in Front der Blick auf ein kleines Verandafenster in ein dunkles, nur wenig beleuchtetes Draußen, ein alter schon

Der Fall Rigoletto, Uraufführung 22.10.09, in der Neuköllner Oper / Berlin Rigoletto heißt Spaßmacherlein, bei Verdis Rigoletto handelt es sich um eine für den Zensor im März 1851 abgeschwächte Variante des nach der Julirevolution (1832) geschriebenen französischen Stückes „le roi sŽamuse“ von Viktor Hugo. Die Neuköllner Oper hat versucht, dem Stück wieder etwas von seiner revolutionären Färbung zurückzugeben, in dem